AUSWANDERERBLOG

Camille Claudel

Posted in Patrimoine et architectures by ruedibaumann on September 30, 2008

Im Schloss Laverdens findet zur Zeit (aber nur noch wenige Tage) eine vielbeachtete Ausstellung über Werk und Leben der unglücklichen Camille Claudel statt.

„Camille Claudel setzte sich in den Kopf, Bildhauerin zu werden, obwohl man Frauen zu ihrer Zeit die Eignung für diesen Beruf absprach. Mit achtzehn begegnete sie dem vierundzwanzig Jahre älteren Bildhauer Auguste Rodin. Er verliebte sich in sie, mochte sich aber nicht zwischen ihr und seiner Lebensgefährtin entscheiden. Nach zwölf Jahren brach Camille Claudel die skandalöse Liebesbeziehung ab und versuchte, als Künstlerin aus seinem Schatten herauszutreten – doch sie zerbrach daran und wurde von ihrer Familie zwangsweise in eine Irrenanstalt eingewiesen, in der sie die letzten dreißig Jahre ihres Lebens verbrachte.“ (Biografie, Kurzfassung).

Rodins Skulpturen sind weltberühmt. Aber möglicherweise wurden mehr Werke von Camille Claudel gestaltet als ihr wirklich zugeschrieben werden. Jedenfalls zeugen die ausgestellten Arbeiten von einem Jahrhunderttalent. Der Film über das Leben der Camille Claudel hat dazu beigetragen, dass die Künstlerin inzwischen in Frankreich höher eingeschätzt wird als Auguste Rodin selbst.

La valse…

… und wenn Camille plötzlich selber auftauchen würde….
(Photomontage Stephanie)

Château Laverdens im Gers

Sonnenaufgang

Posted in Von Tag zu Tag by ruedibaumann on September 29, 2008

Montag 29. September, 2008, 40. Woche, lever du soleil 07h59 von drinnen…

…und von draussen

Gascogne Expo

Posted in Bauernland by ruedibaumann on September 28, 2008

Die Herbstmesse in Auch lebt von der Landwirtschaft. Landmaschinen, Nutztiere, Gerätschaften für Haus und Garten, Solarpanel und andere Dinge die in einer ländlichen Region eben im Vordergrund stehen, werden angeboten. Daneben viel ess- und trinkbares wie es zu einer Ausstellung gehört.
Neben Gastronomie, Agriculture, Artisanat findet dieses Jahr auch der Concurs national der Blonde d’Aquitaine, der berühmten einheimischen Rinderrasse statt. Mit heiligem Eifer werden vor viel Volk Kühe, Stiere und Jungtiere bewertet und mit farbigen Rosetten und Ehrenmeldungen ausgezeichnet. Viehschauen sind beliebt wie in der Schweiz und lassen offensichtlich nicht nur Züchterherzen höher schlagen.

Die Tiere auf unserer Weide haben zwar keine Auszeichnung vom Concurs national, das scheint sie aber ganz und gar nicht zu stören. Sie weiden friedlich in der Herbstsonne.

Flugverkehr

Posted in Von Tag zu Tag by ruedibaumann on September 27, 2008

Erstaunlich was schon am frühen Morgen über unseren Köpfen abgeht…

… aber auch hier unten sieht und hört man Erstaunliches:

Kapitalismus ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Unser Präsident hat nun in seiner grossen Rede zur Nation versprochen, dass es in Zukunft umgekehrt sein werde….
Immerhin hat er auch folgendes gesagt:“L’idée que les marchés ont toujours raison est une idée folle!“ Erstaunlich für einen Neoliberalen, nicht?

Stadtverkehr

Posted in Agrikultur by ruedibaumann on September 26, 2008

Nun, die Wirkung der Elektronik meines Traktors wurde immer unberechenbarer, so dass ich mich entschlossen habe, das Gefährt in die Intensivstation zu bringen. Das einzige Problem ist, dass diese Werkstatt gut 60 Kilometer von unserem Hof entfernt ist und dass dazwischen die Stadt Auch mit regem Stadtverkehr liegt.
Es kam wie es kommen musste, bei einem Rotlicht in der verkehrsreichsten und engsten Strasse der Stadt musste ich anhalten… und konnte nicht mehr weiter fahren, keinen Meter! Ich versuchte es mit allen 16 Vorwärts- und Rückwärtsgängen, die Maschine tat keinen Wank mehr und die Verkehrskolonne dahinter wurde länger und länger…. Die Ampel wurde grün, dann wieder rot und wieder grün… und die zahlreichen Autofahrer hinter mir immer ungeduldiger! Die Rundumleuchte auf dem Traktorendach schien immer schneller zu drehen und wir versuchten das schwere Gerät mit vereinten Kräften auf das Trottoir zu schieben, aber es ging nicht!
Wegen dem dichten Gegenverkehr kam niemand an meinem breiten Gefährt vorbei. Ich hoffte auf die Polizei, oder ein Abschleppwagen, aber es war wie verhext, nichts ging mehr. Das beginnende Hupkonzert einzelner Automobilisten in der endlosen Kolonne machte die Sache auch nicht einfacher…

Plötzlich, niemand weiss warum, entschloss sich mein lieber Traktor doch wieder weiterzufahren. Jetzt nur niemals mehr anhalten, einfach weiterfahren, den Vortritt erzwingen…
Auf meiner abenteuerlichen Reise von Traversères nach Vic-Fezensac wurde die Fahrt durch die geheimnisvolle Bordelektronik noch drei weitere Male unterbrochen, allerdings mehr oder weniger auf freiem Feld, so dass dem Südwesten ein weiteres Verkehrschaos erspart blieb!

Der Massey-Ferguson muss jetzt mindestens zehn Tage auf der Intensivstation bleiben, damit die Spezialisten herausfinden, was dem Traktor fehlt! Wahrscheinlich müssen wir uns jetzt schon auf eine gesalzene Rechnung gefasst machen! Spenden bitte an….

Ich verspreche allen Verkehrsteilnehmern in Frankreich feierlich, dass ich mich erst wieder mit meinem Traktor auf eine öffentliche Strasse begebe, wenn alles tadellos funktioniert!

Harziger Heuhandel

Posted in Agrikultur by ruedibaumann on September 25, 2008

Zur Zeit hat es in Frankreich zu viel Heu. Einerseits weil die Viehhalter wegen der Blauzungenkrankheit und den damit verbundenen Impfungen auf Futterzukäufe verzichten, andererseits weil die EU im Frühjahr kurzfristig die surface de jachère (Stilllegungsflächen) aufgehoben hat. Wenn Heu gehandelt wird, dann nur zu einem sehr tiefen Preis (50€/t).

Wir haben uns entschieden, den letzten Emd-Schnitt nicht zu ernten, sondern zu broyen (häckseln) und direkt als Gründüngung zu nutzen…

Poststreik

Posted in Politik by ruedibaumann on September 24, 2008

Josiane von la poste hat uns gestern keine Zeitung gebracht. Die Pöstler in Frankreich haben landesweit gegen die vorgesehene Privatisierung der Post gestreikt.
Die Regierung Sarkozy plant, die Post wie in vielen anderen europäischen Ländern in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln und für privates Kapital zu öffnen.
Die Pöstler, und mit ihnen eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung fürchten, dass damit eine weitere Ausdünnung des Poststellennetzes einhergeht und die bisher hervorragend gewährleistete Versogung der ruralen Regionen gefährdet wird.

Ich solidarisiere mich mit den Postangestellten. Ihr Dienst in ländlichen Regionen ist hervorragend und geht über das blosse Postverteilen hinaus. Für ältere Leute auf abgelegenen Höfen ist der Besuch der BriefträgerInnen oft der einzige regelmässige Kontakt zur Aussenwelt.
Zudem sind meine bisherigen Erfahrungen mit privaten Paketdiensten (UPS, DHL) alles andere als zufriedenstellend. Entweder haben sie den Hof oder uns auf dem Feld nicht auf Anhieb gefunden oder die dringende Ersatzteillieferung erfolgte mit mehrtägiger Verspätung!

Darum: vive la poste und hört endlich mit der sinnlosen Privatisierungsmanie auf! Staatliche Dienstleistungen sind oft besser, transparenter und zuverlässiger als die geldscheffelnde private Konkurrenz!

Durch diese hohle Gasse…

Posted in Patrimoine et architectures by ruedibaumann on September 23, 2008

…zwar nicht Gessler, aber vielleicht Napoléon, wer weiss… aber lassen wir das. Die Eichen dürften jedenfalls über dreihundert Jahre alt sein.

Journées européennes du patrimoine

Posted in Comédie française by ruedibaumann on September 22, 2008

Das sonnige Wochenende war in Frankreich geprägt durch die Journées européennes du patrimoine. Im ganzen Land standen über 15 000 historische Gebäude dem interessierten Publikum unentgeltlich offen. Allein im Gers waren 100 verschiedene Museen, Gebäude und Anlagen für die breite Öffentlichkeit zugänglich.
Wir haben die Gelegenheit genutzt, um in unser Region die einzige noch in Betrieb stehende Windmühle zu besichtigen. Le moulin de Brignemont ist wieder instand gestellt worden, um den jungen Leuten zu zeigen, wie hier vor mehr als hundert Jahren das Getreide gemahlen wurde.
Es ist erstaunlich, mit welcher sanfter Kraft der Wind den schweren Mühlestein zum drehen bringt. Die ganze gewaltige aber einfache Mechanik, vornehmlich aus Eichenholz hergestellt, ist beeindruckend.

Und noch etwas: jetzt werden ja überall moderne Éoliennes zur Stromgewinnung aufgestellt.
Vielleicht wird für späteren Generationen unser Jahrhundert der rücksichtslosen Erdoelausbeutung als die egoistischste Verschwendungszeit der Menscheit in die Geschichtsbücher eingehen…

Jedenfalls bin ich beeindruckt von der Windtechnologie unserer Vorfahren. Es lebe die erneuerbare Energie!

MOULIN A VENT

Es sind Wahlen…

Posted in Politik by ruedibaumann on September 21, 2008

… und keiner geht hin. Weil wir nicht dürfen! Heute wird in Frankreich ein Drittel des Senats neu gewählt. Gewählt von 50 720 Gewählten. Die zweite Kammer des französischen Parlamentes (entspricht in etwa unserem Ständerat) wird nämlich von den élus gewählt, das heisst, vor allem von den Gemeindepräsidenten!
Kein Wunder, dass bei einem solchen Wahlverfahren die Mehrheit des Senats seit Jahrzehnten stramm bürgerlich ist und dass sich die französische Öffentlichkeit keinen Deut um die Senatswahlen kümmert.
Die „grands électeurs“ werden also heute 114 Senatoren erneut für die nächsten sechs Jahre (wieder-)wählen, ohne dass etwas erneuert wird.
Der Senat wird also seine Funktion als temperierende, konservative, bremsende Kraft weiterhin ausüben können und dafür sorgen, dass in Frankreich bis zur nächsten Revolution die Bäume nicht in den Himmel wachsen…