AUSWANDERERBLOG

ETH-Agronominnen und Agronomen für 3xJa

Posted in Politik by ruedibaumann on Mai 28, 2021

zu Trinkwasser-Initiative, Verbot synthetischer Pestizide und CO2-Gesetz 

Vor dreissig Jahren hat die Ökologisierung der Land- und Ernährungswirtschaft ihren Anfang genommen. In diesen 30 Jahren wurden 100 Milliarden Franken Steuergelder als Direktzahlungen und Subventionen in den Agrarsektor gepumpt. 

Das Resultat? Vier Indikatoren zeigen, dass die Land- und Ernährungswirtschaft ökologisch nicht da steht, wo sie nach dreissig Jahren Reform sein sollte: 

• _Die Trinkwasserqualität wird zunehmend zum Problem. Ein Teil der Wasserfassungen müssen wegen Pestizid- und Düngemittel-Rückständen gesperrt werden. 

• _Das Gesundheitswesen wird durch antibiotika-resistente Keime bedroht. Zu einem guten Teil, weil in der Massenhaltung von überzüchteten Schweinen und Hühnern Epidemien lauern, gegen die vorsorglich oder akut Medikamente eingesetzt werden. 

• _Die biologische Vielfalt an Wildpflanzen und Wildtieren schwindet. Graswirtschaft, Ackerbau, Wein, Gemüse- und Obstbau werden intensiviert. Es fehlt an Naturflächen. 

• _Wertvolle Agrarrohstoffe enden in der Kette von Produktion, Verarbeitung und Konsum in Massen als Abfall. Mit Subventionen produziert, mit Steuergeldern liquidiert. 

Der Öko-Motor stottert. Die Lücke zwischen der heilen Landwirtschaft auf Plakaten und dem messbaren  Zustand der Böden und Gewässer wächst. Der Wille zu Pioniertaten muss wieder angekurbelt werden, wenn die Landwirtschaft im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe Teil der Lösung statt Teil des Problems sein will. 

In der Volksabstimmung vom 13.Juni 2021 bietet sich die Gelegenheit einen ersten Schritt zu tun: Dreimal Ja stimmen zu den Volksinitiativen für sauberes Trinkwasser und für ein Verbot synthetischer Pestizide sowie zum CO2-Gesetz.

Ein Komitee von ETH-Agronominnen und Agronomen unterstützt im Abstimmungskampf die beiden Volksinitiativen und stellt sich gegen die vom Schweizerischen Bauernverband geführte Extremismus-Propaganda. Ebenso geschlossen unterstützen wir das CO2-Gesetz.

Für das Komitee:

Ruedi Baumann, Traversères, auswandererblog.ch

Franz Bigler, Würenlos

Gustav Egli, Zumikon

Ruth Genner, Lebensmittelingenieurin, Zürich

Herbert Karch, +41 79 301 91 49

Ruedi Keller, Ittigen

Wo bleibt die Lebensfreude?

Posted in Politik by ruedibaumann on Mai 28, 2021

Bauer/Bäuerin zu sein ist einer der schönsten Berufe auf diesem Planeten. Boden bearbeiten, säen und pflanzen, verfolgen wie die Saat aufgeht, pflegen, hacken und striegeln, ernten. Alles in der freien Natur. Oder die Arbeit mit Tieren, füttern und tränken, melken, Nachwuchs aufziehen. Tiere auf der Weide beobachten, zusehen wie Rangkämpfe ablaufen, wie Tiere ihren Bewegungsdrang ausleben und Freudensprünge machen.

Zusehen was in einer naturnahen Kulturlandschaft so alles kreucht und fleucht, Rehe, Hasen, Rebhühner, Fasane…, staunen ab den Lerchen, Kibitzen und Raubvögel. Und dann erst die Blumen in einer artenreichen Wiese, unbeschreiblich!

Als Technikfreak verstehe ich auch die Faszination für grosse Traktoren, Mähdrescher, Rübenvollernter. Wie viel leichter hat die Technik doch die Landarbeit gemacht. Allein zu meiner Lebzeit von der Sense zum Hightechmähwerk, von der Sichel zum Mähdrescher, vom Pferdefuhrwerk zum 40-Tönner Anhängezug. Auch die neuen digitalen Feldroboter können irgend einmal die Bodenbearbeitung schonender machen.

Natürlich gibt es auch Schattenseiten im Bauernleben. Wer (Nutz-)Tiere hält muss diese auch einmal töten. Das hat mich immer belastet und ich nehme an, vielen Bauern und Bäuerinnen geht das gleich.

Ich kann auch verstehen, dass das Ausbringen von Pestiziden keine schöne Arbeit ist. Mit Insektiziden werden Millionen von Schädlingen getötet, aber auch Nützlinge. Mit Herbiziden werden (Un-) Kräuter vernichtet, damit den Kulturen keine Konkurenz erwächst. Mit Fungiziden sollen Pilzschädlinge zerstört werden, gleichzeitig aber wird damit die Mykorrhiza, das feine Pilzgeflecht in einem gesunden Boden geschädigt. Man sagt, in einer Hand voll aktiver Erde gebe es mehr Kleinstlebewesen als Menschen auf dem ganzen Planeten.

Auch wenn die Agrarinitiativen abgelehnt werden sollten, wird es nicht einfacher, mit einem Ganzkörperschutzanzug und Gesichtsmaske auf einer Pestizidspritze durchs Dorf zu fahren. Die Leute werden weiterhin mit Unverständnis reagieren. Das ist übrigens nicht nur in der Schweiz so.

Ich habe Mühe zu verstehen, warum man das Angebot der Gesellschaft, des Staates, nicht annehmen will, auf Pestizide zu verzichten und für den Mehraufwand und den Minderertrag entschädigt zu werden. Die Bioproduktion ist eine Herausforderung und macht das Bauernleben erst spannend. Biologischer Landbau sorgt für mehr Lebensfreude und gesundes Trinkwasser! Wagen wir es, im Interesse unserer Jugend!

Keine Angst, das ist kein Opiumfeld, nur eine Zwischenbrache (entdeckt von unserm Küchenfenster aus).

Die Krämerseelen im Bundesrat

Posted in Politik by ruedibaumann on Mai 26, 2021

Konzeptionslos, sinnlos, kopflos! Der Abruch der Verhandlungen mit der EU zu einem Rahmenabkommen empfinde ich als Auslandschweizer nur noch als Bankrotterklärung einer äusserst schwachen Regierung. Die Krämerseelen im Bundesrat wissen nach sieben Jahren Verhandlungen einfach nicht mehr weiter. Eigentlich müssten sie zurücktreten. Mein Land „im Herzen Europas“ geht immer noch davon aus, dass es alles kaufen kann. Was hat die Schweiz bisher zur Einigung Europas und zur europäischen Zusammenarbeit beigetragen? Nichts, nur Krämergeist, Rosinenpicken statt Solidarität. Ein historischer Fehlentscheid!

Das Kreuz mit dem Schweizerkreuz

Pilotprojekt

Posted in Politik by ruedibaumann on Mai 23, 2021

Darum 3 x Ja am 13. Juni!

Mäpplibauern

Posted in Uncategorized by ruedibaumann on Mai 22, 2021

So nennt man in der Schweiz Agronomen, Agrotechniker, Agrarbeamte, Pflanzenbauberater, Landwirtschaftslehrer, Agrarjournalisten usw.. Vielfach Bauernsöhne (weniger Töchter…) die nicht das Glück hatten, den elterlichen Betrieb zu übernehmen, weil es da oft zuviele Bewerber gibt. Diese Mäpplibauern zeichnen sich oft durch eine bedingungslose Übernahme sogenannter „bäuerlicher Interessen“ aus und sind fester Bestandteil der sogennanten Agrarlobby. Kritik an gewissen Entwicklungen in der Landwirtschaft ist verpönt oder wenn schon, nur hinter vorgehaltener Hand. Wer beisst schon die Hand, die ihn füttert? Man verteidigt die Positionen der produktivistischen Agrarverbände ohne wenn und aber!

Mehr noch, vielfach sind es gerade die Mäpplibauern, die die extremen Produktionssteigerungen in der Landwirtschaft erst möglich gemacht haben. Die Auswüchse in der Milchviehzucht mit „Prachtseutern“ bis an den Boden, bei denen sich ohne Antibiotika und Zitzenverklebungen der Milchfluss fast nicht mehr bremsen lässt. Die Ertragssteigerungen auf dem Acker mit sieben Fungizidspritzungen, Bodenversiegelung und Insektenvernichtung… wer hat’s erfunden: die Mäpplibauern. Die vollindustrialisierten 20’000er Pouletmasthallen, computerisiert und automatisiert, mit Importfutter aufgepäppelt als „Mistkratzerli“ und nach einem Leben von weniger als 40 Tagen mit „Erntemaschinen“ eingesammelt und am Fliessband geschlachtet…. eine Meisterleistung der Mäpplibauern!

Als dipl. Ing.Agr ETH und gelernter und lebenslanger Landwirt gehöre ich ja eigentlich auch zu dem Club. So gesehen ist die gegenwärtige hitzige Kampagne zu den beiden Agrarinitiativen eine gute Gelegenheit, sich wieder mal zu fragen, was wir Mäpplibauern eigentlich da angerichtet haben. Ich wollte es genauer wissen.

Ich habe gemeinsam mit Freunden etliche Agronomen, Studienkollegen, Landwirtschaftslehrer usw. angeschrieben, um zu erfahren, ob sie sich einem Komitee 3 x Ja für sauberes Trinkwasser, weniger Pestizide und mehr Klimaschutz anschliessen würden.

Das vorläufige Zwischenresultat: 24 % sind für 3 x Nein, bedingungslos. Ein Grossteil (48%) ist zwar mehrheitlich für 3 x Ja, will aber unter keinen Umständen mit seinem Namen in den Medien erscheinen. Schliesslich müssten sie auf das agrarpolitische Umfeld Rücksicht nehmen… Nur 20 % sind sonnenklar, ohne Einschränkungen bereit, öffentlich für ein Ja einzustehen! Nur wenige haben bisher nicht geantwortet. Work in progress…

Ich weiss, das ist keine wissenschaftliche Umfrage. Aber es scheint mir beängstigend, wie in unserer hochgelobten direkten Demokratie Druck herrscht zu schweigen. Wegen den damit verbundenen Repressalien. Und das in der Landwirtschaft. Ich könnte Bücher darüber schreiben…

Debatte zu Schweiz ohne Pestizide

Posted in Politik by ruedibaumann on Mai 20, 2021

Auch mal über Direktzahlungen reden…

Posted in Uncategorized by ruedibaumann on Mai 19, 2021

Hier in Frankreich und in der ganzen EU sind die Direktzahlungen an die Landwirtschaft für jedermann öffentlich einsehbar.

Wir erhielten für unseren 70-Hektaren grossen Biobetrieb letztes Jahr 12’386.55 €.

In der Schweiz wurde die Veröffentlichung der einzelbetrieblichen Direktzahlungen immer mit fadenscheinigen Argumenten bekämpft und verhindert. Auch im laufenden Abstimmungskampf hört man von den beteiligten Bauern nie, wieviel Direktzahlungen sie erhalten. Aber oft die Drohung, bei Annahme der Trinkwasserinitiative würden sie auf die DZ verzichten und gewisse Auflagen nicht mehr einhalten….

So müssen wir uns halt auf grobe Sammelstatistiken des Bundesamtes für Landwirtschaft stützen:

Ich bin überzeugt, dass nach der Übergangszeit von 8 Jahren praktisch kein Betrieb auf DZ verzichten würde!

Wetten!

ÜBRIGENS: Es soll Betriebe geben die über 400’000.- SRF /Jahr erhalten weil auch die Deckelung der DZ im Parlament immer abgelehnt wurde. Auch Einkommens- und Vermögensgrenzen beim Bezug von DZ wurden wieder aufgehoben….

Auch darum am 13. Juni 2 x Ja, damit auch in der Schweiz wieder Feldblumen blühen!

Der Stellvertreterkrieg

Posted in Uncategorized by ruedibaumann on Mai 19, 2021

In der Schweiz tobt zur Zeit ein heftiger Abstimmungskampf zu den sogenannten Agrarinitiativen. Die grosse Mehrheit der Bauern (bei den Bäuerinnen weiss man es nicht so genau…) schmückt ihre Tennstore mit den 2 x Neinplakaten.

Finanziert wird der Abstimmungskampf durch die grossen Welt-Agrarkonzerne Syngenta (inzwischen in chinesischem Besitz), Bayer-Monsanto und dem Agrarkonzern Fenaco, einem schweizerischen Gemischtwarenladen mit hundert alten Firmennamen, von denen fast niemand weiss, dass sie zur selben Gruppe gehören. Aktive Fenaco Verwaltungsräte sitzen im Vorstand des Bauernverbandes und in der WAK des Nationalrates, frühere Fenaco Verwaltungsräte im Bundesrat (Maurer und Parmelin). Der Chef der Fenaco verdient wesentlich mehr als ein Bundesrat (über 700’000 sfr.).

Eingesetzt für den Abstimmungskampf werden über 8 Millionen Franken (natürlich nicht offengelegt) über Economiesuisse, deren Chef früher Syngenta Manager war. Orchestriert wird die Neinkampagne durch den stellvertretenden Direktor des Bauernverbandes (selber in 14 Verwaltungsräten, bis vor kurzem auch bei der Skandalbank Raiffeisen). Die 2 x Nein Plakate hatte er schon gedruckt und ausgehängt, bevor die Bauern etwas von der Trinkwasser und Pestizidinitiative wussten. Das alles um zwei Bürgerinitiativen zu bekämpfen, die sich um die Gesundheit der Schweizerbevölkerung sorgen.

Die Geldgeber treten selber nicht in Erscheinung. Vorgeschickt in den Abstimmungskampf werden vornehmlich Biobauern und Bäuerinnen, weil die glaubwürdiger und sympathischer wirken im Stellvertreterkrieg. Sie sollen für die Pestizid-, Dünger- und Futtermittelfabrikanten und -händler die Kohlen aus dem Feuer hohlen.

Die Bauern selber wissen, dass sie sich in den nächsten zehn Jahren dem gesellschaftlichen Wandel hin zu gesunden Produkten und sauberem Trinkwasser anpassen müssen. Die Initiativen selber sehen Übergangsfristen von 8 bzw. 10 Jahren vor. Weitere Initiativen gegen Tierfabriken, für mehr Biodiversität und Landschaftsschutz sind bereits eingereicht. Es kommt mir vor wie zu den Zeiten von Napoleon, als Schweizer Söldner für den Kaiser in den Krieg gezogen sind.

Für eine lebenswerte Zukunft

Posted in Politik by ruedibaumann on Mai 18, 2021
Gemeinsam – Bäuer*innen und Konsument*innen – für eine lebenswerte Zukunft

Gemeinsame Kommunikation der Trinkwasserinitiative, der Initiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide, der GRÜNEN Schweiz und der GLP Schweiz betreffend den aktuellen Ausuferungen, welche die öffentliche Diskussion über die beiden Volksbegehren beeinträchtigen. Wir rufen unsere Unterstützer:innen sowie die Gegenseite dazu auf, auf Beleidigungen, respektloses Verhalten und jegliche Gewaltakte zu verzichten. Strafrechtlich relevante Drohungen gegen Personen werden unsererseits mit Strafanzeigen beantwortet. Diese haben in einer fairen Auseinandersetzung zu solchen Themen nichts zu suchen.
 
Wir möchten zudem daran erinnern, was der eigentliche Inhalt unserer aktuellen Debatte sein sollte. Das Ziel der Initiant:innen der beiden Volksbegehren ist es, Probleme anzusprechen, die aktuell das Wohlergehen der gesamten Bevölkerung, der Bäuer:innen sowie der Natur beeinträchtigen und dafür Lösungsansätze vorzuschlagen. Es war und ist ein Angebot, gemeinsam in eine bessere, gesündere und ökologische Zukunft zu gehen. 
 
Die Trinkwasserinitiative sowie die Initiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide haben zum Ziel, eine allgemeine Verbesserung der gesundheitlichen sowie ökologischen Situation in der Schweiz zu erreichen. Sie sind die Verkörperung eines globalen Trends, denn ein System, das gegen die Natur arbeitet, hat keine Zukunft. Die beiden Initiativen möchten auch im Speziellen die Beziehung zwischen den Bäuer:innen und den Konsument:innen verbessern um so ein gegenseitiges Bewusstsein zu schaffen. 
 
Wir rufen die Schweizer Bevölkerung vereint und gestärkt dazu auf, mit uns für eine lebenswerte Zukunft einzustehen, faire Debatten zu führen und sich allen gegenüber respektvoll zu verhalten.Kontakt

Kilian Baumann
Nationalrat GRÜNE BE
078 809 70 43

Florian Irminger
Generalsekretär GRÜNE Schweiz
079 751 80 42

Sag’s mit Humor!

Posted in Uncategorized by ruedibaumann on Mai 18, 2021