AUSWANDERERBLOG

Marktplatz

Posted in Von Tag zu Tag by ruedibaumann on Januar 30, 2009

Man wusste sich viel zu erzählen, heute auf dem Marché de Seissan! Hauptthema ist natürlich der Orkan vom letzten Samstag. Wer hat wieder Strom, wer noch nicht? Wo kann man wieder telefonieren? Klappt die Wasserversorgung jetzt wieder? Man erzählt von umgestürzten Bäumen, von kaputten Dächern, von zusammengebrochenen Ställen und Hallen.
Laut Regionalzeitung sind allein im Gers immer noch 8000 Haushalte ohne Strom. Was man mit dem vielen Holz machen soll weiss niemand, weil es schon vor dem Sturm Absatzprobleme gab.
Gestern haben sich zwei Millionen Streikende an den Protestumzügen beteiligt. Auch die Pompiers, die Räumungsequipen und die Monteure der Elektrizitätsversorgung waren mit den Streikenden solidarisch. Sie haben zwar weitergearbeitet, aber ihre Fahrzeuge und Überkleider mit Streikparolen verziert. Allein im nahen Städtchen Auch waren 3000 Leute „dans la rue“, so viel wie seit Jahrzehnten nicht mehr! Ein Grosserfolg für die Gewerkschaften und die linken Parteien! Sarkozy muss über die Bücher!

Zuwachs

Posted in Agrikultur by ruedibaumann on Januar 29, 2009

Auf dem Biohof Inselmatt in der Schweiz hat es Zuwachs gegeben: Das erste Angus-Kälbchen in diesem Jahr ist geboren. Wie soll es heissen?

bild Simon Baumann, subergwest

Jeudi noir

Posted in Comédie française by ruedibaumann on Januar 28, 2009

Er gehört zu Frankreich wie die Baguettes und der Eiffelturm: der Arbeitskampf, der Streik, la grève. Morgen Donnerstag wollen sie alle streiken: die Bähnler, die Beamten, die Lehreinnen und Lehrer, das Spitalpersonal, die Post, die Polizei und die Elektrizitätswerke… Mehr als 60% der französischen Bevölkerung finden das angebracht, gut und notwendig. Man müsse dem abgehobenen Präsidenten und seiner unfähigen Regierung wieder mal zeigen, wie wichtig das arbeitende Volk sei…

Also werden morgen die Schulen geschlossen sein, TGV und Vorortszüge werden kaum verkehren, Flüge werden gestrichen und in allen grossen und kleinen Städten werden die Gewerkschaften ihre Protestmärsche, ihre cortèges abhalten. Aber die Mehrheit der Französinnen und Franzosen nimmt das alles sehr gelassen….

In der Schweiz würde man wohl von Generalstreik reden und die Armee aufbieten, aber hier ist das eher eine Mischung zwischen Politdemo und Volksfest! Sarkozy hat schon mal kleinlaut eingestanden: „la France n’est pas le pays le plus simple à gouverner du monde“.
Wahrscheinlich wird der „jeudi noir“ die Weltwirtschaftskrise auch nicht beheben. Aber „la grève“ schafft Solidarität und Zusammengehörigkeitsgefühl! Vive la France!

Grève générale

Überschwemmungen

Posted in Von Tag zu Tag by ruedibaumann on Januar 27, 2009

Die hohen Niederschläge während und nach dem Orkan „Klaus“ hat dazu geführt, dass einzelne Gewässer im Südwesten über die Ufer getreten sind. In den Regionalzeitungen werden überschwemmte Dörfer gezeigt. Weil unser Hof auf einem Hügel liegt, haben wir diesbezüglich nichts zu fürchten. In den Talböden sind allerdings schon verschiedene Ackerböden überschwemmt worden. Meteo France hält bezüglich Überschwemmungen in sechs Departementen immer noch die Warnstufe „orange“ aufrecht.

Auf dem Internet lässt sich der laufend aktualisierte Wasserstand für jedes einzelne Gewässer in ganz Frankreich ablesen (Gewässer im Einzugsbereich der Garonne)!
Wertvolle Infos, falls vor dem Schadenfall das Internet noch funktioniert…

Unser Bächlein Arrats im Talboden weist zur Zeit folgenden Wasserstand auf….

Verlauf Wasserstand Arrats bei Aubiet

Nach dem Sturm

Posted in Von Tag zu Tag by ruedibaumann on Januar 26, 2009

Der Sturm war angesagt. Meteo France hat am Freitag den ganzen Tag „alerte rouge“ für neun Departemente im Südwesten angekündigt. Man konnte sich vorbereiten. Alles wegräumen was nicht niet- und nagelfest ist. Taschenlampen, Batterien, Wasser, Lebensmittel, Kerzen… bereitstellen. Alle Fenster und Läden schliessen…
Am Samstagmorgen um vier Uhr ging’s los mit brausen, krachen und pfeifen. Gleichzeitig Stromausfall, Telefonleitungen unterbrochen, sowohl Festnetz wie Mobiltelefon.
Regionale Infos laufen über Transistorradio. Einzelne Departemente haben jeglichen Strassenverkehr untersagt. Windgeschwindigkeiten an der Küste 170 kmh, bei uns im Gers 140 kmh. Durch eine Ritze des Fensterladens müssen wir zusehen wie unser kleines Gewächshaus langsam implodiert: Scheibe um Scheibe zersplittert. Eine alte Eiche auf unserer Zufahr wird durch den Sturm entwurzelt und kracht zu Boden…
Die Leute im Radio sagen es sei schlimmer als 1999 beim Orkan Lothar. Es gibt erste Meldungen über Verletzte und Tote…
Es wird kalt im Haus, es ist finster, man solle Wasser sparen, sagen sie auf Sudradio, weil sonst die Versorgung zusammenfalle… Der Sturm dauert an, 12 Stunden lang. Il faut garder le moral, frierend, ausgerüstet mit Stirnlampe im finsteren Haus. Cheminée anzumachen ist zu gefährlich, der Wind drückt durch das Kamin herunter.
Um 15 Uhr können wir endlich wieder ins Freie. Als erstes müssen wir die Zufahrt durch unsere Eichenallee freiräumen…
Die Solidarität auf dem Lande funktioniert bestens. Man hilft sich gegenseitig, bevor es wieder Nacht wird, die wichtigsten Verbindungswege freizulegen. Warmes Nachtessen bei Kerzenlicht bei unseren Nachbarn dank Gaskocher.
Am Sonntag ist aufräumen angesagt. Auch wenn es regnet, es ist wohltuend, dass man wieder ins Freie kann.
Niemand weiss, wie lange der Stromausfall dauern wird, aber es könne schon eine Woche dauern, bis alle abgelegenen Höfe wieder versorgt werden könnten. Damit das tiefgekühlte Fleisch nicht schaden nimmt, organisieren die Nachbarn einen Benzingenerator. Vorerst zwei Stunden Strom für jeden Haushalt!
Heute morgen seien noch 800 000 Leute im Südwesten ohne Elektrizität sagen sie auf Inforadio. Ein Teil von Traversères ist wieder am Strom- und Telefonnetz angeschlossen. Wir gehören zu den Glücklichen!

25.01.2009

Orkanschäden in Frankreich

Video tempête dans le Gers

Feuer

Posted in Comédie française by ruedibaumann on Januar 23, 2009

Es hat Nebelschwaden im Tal des Arrats…

… meint man zuerst, aber es ist Rauch….

…. wo Rauch ist, ist auch Feuer…

Die Behörden haben ihre liebe Mühe, auch in der France profonde die EU-Umweltschutzvorschriften durchzusetzen. Das Verbrennen von Gartenabfällen, Heckenholz und anderem organischen Material hat auch hier Tradition. Hand aufs Herz: Das Härdöpfu bräteln in den Kartoffelstaudenfeuer in unserer Kindheit war halt faszinierend und abenteuerlich…

Tagwerk

Posted in Agrikultur by ruedibaumann on Januar 22, 2009

Wir brauchen zur Zeit etwa drei Körbe Cheminée-Holz pro Tag. Also muss ich rechtzeitig für Nachschub sorgen. Hecken und Wälder hat es ja genug. Ich schaffe pro Tag etwa drei Ster Brennholz. Das ist nicht sehr viel aber sehr gesund. Ich brauche deshalb auch kein Fitnesscenter-Abi…
Den Tagesverdienst stelle ich mir so vor:
3 Ster Brennholz à 70.- sfr., macht 210.- sfr.
1 Stunde Fitnesscenter 30.- sfr.
Aufwand:
Motorsäge 40.- sfr.
Überkleider waschen und flicken 10.- sfr.
Heftpflaster… 1.- sfr.

Bleibt ein Tagesverdienst vor Steuern und Abgaben von 199.- sfr.
Nicht schlecht, oder?

Brennholz

Aber es bleibt noch viel zu tun….

Burgergemeinden

Posted in Bauernland by ruedibaumann on Januar 21, 2009

Ich erinnere mich an die Diskussionen im Bernischen Grossen Rat im Zusammenhang mit der Schaffung einer neuen Kantonsverfassung: Wir, eine Minderheit aus Grünen und Linken, wollten die Burgergemeinden abschaffen. Die Burgergemeinden sind ein Relikt aus dem Ancien Régime, aus der Zeit vor der französischen Revolution, und sie passen eigentlich schlecht zu einem Land, das sich gerne als Musterdemokratie sieht. Im Kanton Bern verfügen die Burgergemeinden über umfangreiche Land- und Waldflächen, auf die die politischen Gemeinden, also die Allgemeinheit, wenig oder keinen Einfluss haben. Zudem sind Burger-Landwirte privilegiert, weil sie so zu günstigem Pachtland kommen.
Der bürgerlich dominierte Grosse Rat hat natürlich dafür gesorgt, dass alles beim alten blieb.
Die entsprechende Verfassungsbestimmung lautet nun kurz und bündig:

„Art. 119

Burgergemeinden

1 Die Burgergemeinden setzen sich nach Massgabe ihrer Mittel zum Wohl der Allgemeinheit ein.

2 Sie nehmen ihre angestammten Aufgaben wahr.“

In meiner Wohngemeinde Grossaffoltern habe ich mich damals selber um das Burgerrecht bemüht, weil schliesslich auch meine Familie seit mehreren Generationen in der Gemeinde ansässig ist. Mein Gesuch wurde (selbstverständlich ohne Begründung) von der Burgergemeindeversammlung abgewiesen.

Kürzlich wurden einige Parzellen Burgerland frei, weil ein Landwirtschaftsbetrieb altershalber aufgegeben wurde. Unser Sohn, seit nun acht Jahren Biolandwirt und eigentlich prädestiniert, die nahegelegenen Kulturlandflächen pachten zu können, hat sich um das frei werdende Land beworben.

Letzte Woche hat er von der Burgergemeinde die schriftliche Absage erhalten: „Leider müssen wir Ihnen mitteilen….usw.“
Natürlich ohne Begründung.
Das Land ist (dem Vernehmen nach) an einen (grossen) Burger-Landwirt verpachtet worden….

Musterdemokratie? Transparenz? Gleichheit? Offenheit?

Stars and stripes for ever…

Posted in Politik by ruedibaumann on Januar 20, 2009

Bush ist weg, Blocher ist weg, Ospel ist weg…. man kann aufatmen! Es lebe Barack Obama!

Yes we can!

Bloggen für die Bilateralen

Posted in Politik by ruedibaumann on Januar 19, 2009

Damit nach dem 8. Februar nicht alle auswandern müssen, haben sich 20 BloggerInnen entschlossen, sich für die Personenfreizügigkeit und die bilateralen Verträge mit der Europäischen Union einzusetzen. Die Volksabstimmung in dem Leider-immer-noch-nicht-EU-Land-Schweiz findet am 8. Februar statt.

Bloggerliste und erste Beiträge

Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen…. (oder so ähnlich)

Jetzt ist übrigens ideale Pflanzzeit!