Sieben Jahre
Sieben Jahre heisst der 2009 erschienene Roman von Peter Stamm.
„Peter Stamm zeigt, dass die alltäglichsten Geschichten die aufregendsten sind, weil wir uns in ihnen wieder erkennen“
Martin Krumbholz, Bayrischer Rundfunk
Für mich ein uneingeschränktes Lesevergnügen!
Flaschen
Dieses Gemälde ist von Dieter Leuenberger. Böse Zungen behaupten es stelle den Schweizer Bundesrat dar,… nach dem Fall von Christoph B.
Nun, Flaschen sind auch nicht mehr was sie einmal waren. Noch vor wenigen Jahren galt es als eine Horrorvorstellung, einen edlen Bordeaux anders als aus einer Original-Bordeaux-Flasche mit Naturkorken zu kredenzen, allenfalls zu dekantieren, jedenfalls war kostbarer Wein aus dem Tetrapak undenkbar.
Das hat sich inzwischen gehörig verändert. Bag-in-Box heisst das Gefäss, das sich in den letzten Jahren auch für Qualitätswein immer mehr durchsetzt. Ein Alubeutel in einer Kartonschachtel versehen mit einem Hahnen sorgt dafür, dass der Wein während Wochen einwandfrei bleibt. Auch das leidige Zapfen-Problem ist damit ein für alle mal gelöst!
Was meinen Sie? Ist das die Weinkultur der Zukunft (umweltschonend, energiesparend, zweckmässig)? Oder legen Sie nach wie vor Wert auf das ganze Brimborium mit Zapfenzieher, Naturkork, Drop-stop, Glasentsorgung usw.?
Orchideenfrühling
C’est reparti! Der Frühling ist da!!
Die Orchideen-Saison hat begonnen mit der ersten blühenden Ophrys forestieri.
Es ist immer die genau gleiche Pflanze, welche den andern um etwa eine Woche voraus ist.
Alle Orchideen ringsum sind zurzeit noch „en boutons“.
Die genau gleiche Pflanze letztes Jahr:
Und die gleiche Pflanze 2009:
Letztes Jahr hiess Ophrys forestieri übrigens noch Ophrys lupercalis. Inzwischen haben die Experten sich auf den offenbar ursprünglichen Namen Ophrys forestieri geeinigt.
Als wir 2005 mit unsern Feldforschungen begannen, hiess diese Orchidee noch Ophrys fusca. Kein Problem, wir sind lernfähig. Und sowohl der französische Name „Ophrys brun“ wie auch der deutsche Name „braune Ragwurz“ sind ja immer noch gültig.
Cantonales
Am 20. und 27 März finden bei uns die zwei Wahlgänge für die Kantonalwahlen (Éléctions cantonales française) statt. Von den 31 Conseil généraux im Gers sind 16 zu erneuern. Seit 12 Jahren wird unser Departement Gers von einer klaren linken Mehrheit regiert (21 Divers Gauche, 10 Divers Droite als Opposition). Das ist umso erstaunlicher, als das Gers als eine der „ruralsten“ Regionen Frankreichs gilt.
In unserem Kanton Saramon mit 16 kleinen Landgemeinden tritt Jean-Pierre Salers von den Sozialisten wieder an. Daneben kandidieren VertreterInnen von Europe Écologie Les Verts und der Kommunisten. Die rechte UMP ist zur Zeit ziemlich desorientiert und hat offenbar bei uns gar keinen Kandidaten gefunden oder ist mit der linken Mehrheit zufrieden…
Es ist abzusehen, dass im Gers die Links-Grünen wiederum die Mehrheit stellen werden und das ist gut so! Ich finde sie machen einen guten Job!
Kein Wunder, dass auch die übergeordnete Region Midi-Pyrénées (conseil régional) eine deutliche linke Mehrheit aufweist.
Das Gers wird übrigens auch in Paris von zwei linken Députées vertreten und im Senat ist je ein Sitz von Links und Rechts besetzt.
Wenn es dann 2012 noch gelingt, auf nationaler Ebene eine links-grüne Mehrheit zu installieren, dann fühlen wir uns in unserer neuen Heimat rundum wohl! Vive la France!
Milchgeld
Auch ist der Hauptort und damit auch wirtschaftliches und kulturelles Zentrum unserer Region. Ich habe mich immer gewundert, dass beim Ortseingang neben der Ortstafel „Auch“ fasst ebenso gross „Memmingen“ angeschrieben ist. Offenbar hat das mit der Städtepartnerschaft zu tun, die das Städtchen Auch seit Jahren mit dem bayrischen Memmingen unterhält. Memmingen war für mich bisher nichts weiteres als ein Ort irgendwo in Bayern, wo viel Bier getrunken wird und die Männer bei Dorffesten Lederhosen tragen…
Jetzt habe ich aber Milchgeld gelesen, „Kluftingers erster Fall“, ein Krimi von Volker Klüpfel und Michael Kobr, der mir das Allgäu, die Umgebung von Memmingen und die Mentalität der Leute dort auf spannende und liebenswürdige Weise viel näher gebracht hat.
Mir ist aufgefallen, dass die Mentalitätsunterschiede zwischen der ländlichen Bevölkerung in der Gascogne und dem Allgäu gar nicht so gross sind. Die manchmal etwas kauzigen Bauern, hier wie dort mit ihrem Patois, das man kaum versteht und nur erraten kann, ihr Fachsimpeln über die Vorzüge und Nachteile diverser Traktoren und Landmaschinen, ihre Beziehung zu den Tieren und Feldern…
Ich war noch nie im Allgäu, aber ich glaube, ich muss das unbedingt mal nachholen!
Diktatoren
Wer hat denen nur die Waffen geliefert? Frankreich? Schweiz? China? USA? Russland?
Wo haben die jahrelang ihre geraubten Millionen versteckt? Auf Schweizer Banken? In Monaco?
Gibt es nicht Gesetze gegen Waffenlieferungen in Staaten wo die Menschenrechte mit Füssen getreten werden?
Hat die Schweiz nicht ein strenges Geldwäschereigesetz?
Im Schatten des Windes
Joschka Fischer hat gesagt, man könne gar nicht anders als das Buch in einer Nacht durchzulesen, weil es so spannend sei. Ich habe eine Woche gebraucht, aber er hat recht, der Roman des Spaniers Carlos Ruiz Zafon „Der Schatten des Windes“ ist eine phantastische Lektüre. Die Geschichte aus der Zeit der Franco-Dikdatur (1936 – 1977) spielt gleich hier ennet den Pyrenäen, in Barcelona.
Es wird einem schmerzhaft bewusst, dass Bürgerkriege und Dikdaturen auch in Europa erst seit sehr kurzer Zeit überwunden sind. Etwas, das wie mir scheint, in der Schweiz bei gewissen Parteien offenbar völlig in Vergessenheit geraten ist.
Weitere 68 Buch- und Leseempfehlungen des Auswanderers. Lesen Sie gut!
Biologischer Landbau
In Frankreich hat die Anzahl der landwirtschaftlichen Biobetriebe im letzten Jahr um 25% (!) zugenommen. In der Schweiz hingegen stagnieren die biologisch bewirtschafteten Felder bei 11% der landwirtschaftlichen Nutzfläche und die Anzahl der Biobetriebe ist sogar rückläufig!
Und das, obschon der Detailhandel Jahr für Jahr 5% mehr biologisch produzierte Lebensmittel verkauft.
Das heisst nichts anderes, als dass die Schweiz jedes Jahr mehr Biofood importiert bzw. importieren muss! Ich finde das skandalös!
Und was macht die Politk in diesem Land? Sie beschäftigt sich mit (konventionell produzierten) Butterbergen, mit Exportsubventionen und anderem agrarpolitischen Bocksmist!
Dabei würde eine Biooffensive für Bauern, Konsumenten, Tieren und Umwelt allen sofort viele Verbesserungen bringen!
Übrigens: Meine Betriebshelferdienste als Waldarbeiter in der Schweiz lassen sich sehen, wie das untenstehende Föteli beweist…
Wir fliegen zurück in die frühlingshafte Gascogne.
Butterberg 10’000 Tonnen
Weil man in den 90er Jahren nicht den Mut hatte, eine wirkliche Reform der Agrarpolitik zu beschliessen (die Kleinbauerninitiative wurde mit fadenscheinigen Argumenten abgelehnt) ist man mit der schweizerischen Landwirtschaftspolitk wieder mal am Berg, am Butterberg sozusagen.
Die Bauern liegen sich in den Haaren und teilen sich in zwei Gruppen auf die sich inzwischen spinnefeind sind: die masslosen „Mehrmelker und die „vernünftigen“ Masshalter.
Richten soll es einmal mehr der Bund mit einer Wiedereinführung der einzelbetrieblichen Milchkontigentierung unter Führung der Milchverbände notabene, mit Exportsubventionen für die Butterüberschüsse, mit Lagerhalterbeiträgen…. Nichts neues unter der schweizerischen Agrarkäseglocke!
Mein Vorschlag ist und bleibt einfach und wirkungsvoll: die Direktzahlungen sind nur noch auszurichten, wenn strenge Tier-und Umweltvorschriften eingehalten werden (Freilandhaltung, Biolandbau), sie sind gegen oben pro Betrieb zu plafonieren und alle übrigen Agrarsubventionen sind ersatzlos zu streichen.
Resultat: die Agrarpolitk würde transparent (man wüsste endlich wer wieviel bekommt!), die Bauern würden selber entscheiden was und wieviel sie produzieren wollen und sie müssten ihre Produktion auch selber verkaufen. Exzesse mit einzelbetrieblichen Direktzahlungen von mehreren hundertausend Franken an Grossbauern würden verunmöglicht.
Wetten dass das schweizerische Parlament wieder nicht den Mut hat, endlich auf diesen Reformweg einzuschwenken!
Suberg ist überall
Heute im „Der Bund“ ein ausführlicher Artikel über Simons Filmprojekt „Zum Beispiel Suberg“.
Wir sind gespannt auf den Dokfilm aus der schweizerischen Aggloprovinz, meinem früheren Heimat-Bauerndorf.
„Ein Filmer sucht Aufnahme im Dorf, das er
bisher ignorierte: Simon Baumann wagt
den Selbstversuch – die Migros fi nanziert
ihn mit 400 000 Franken. Ein Glücksfall.“
Stichwort Suberg auf diesem Blog.
leave a comment