AUSWANDERERBLOG

Fliegen!

Posted in Comédie française by ruedibaumann on Juni 28, 2009

Immer wenn die Wiesen geheuet und die Felder abgeerntet sind kommt die Zeit zum Fliegen!
Irgendwie sind es die idealen Start- und Landebedingungen oder vielleicht nur Erinnerungen an die Bubenzeit, die mich animieren zu fliegen. Zugegeben, es waren oder sind nur Modellflugzeuge die wir jeweils in den Himmel steigen liessen oder lassen. Aber schliesslich kann es ja auch Bertrand Piccard nicht lassen und arbeitet eifrig an seinem Solarflugzeug weiter. Da können wir nicht zurückstehen.
Gestern war ideales Flugwetter, fast windstill, so dass mir schon fast Punktlandungen gelangen und die Flüge nicht immer in irgend einem hohen Baum endeten…

Übrigens: das Flugzeug gehört unserem Sohn Simon (… es ist immer noch flugtüchtig!)

Les promesses du potager

Posted in Diverses by ruedibaumann on Juni 27, 2009

So vielversprechend sieht Stephanies Gemüsegarten zur Zeit aus…

Artischocke, artichaut / Fenchel, fenouil / tomates jaunes / tomates rouges

Kohlrabi, chou-rave / Krautstiele, blettes / Kürbis, potiron / Zwiebel, oignon / Zucchetti, courgette

… daneben hat es auch noch im Garten:

Kartoffeln, pommes de terres
Rüebli, carottes
Lattich, laitue romaine
Knoblauch, ail
Kräuter, herbes
Radisli, radis
Spargeln, asperges
Erdbeeren, fraises
Himbeeren, framboises
Pfirsich, pêche
Pflaumen, reine claude
Trauben, raisins….

Amerikanische Rebzikade

Posted in Agrikultur by ruedibaumann on Juni 26, 2009

Bauer sein bedeutet auch ein stetiges Ringen mit der natürlichen Umwelt, mit Wetterphänomenen, mit Pflanzenschädlingen und -krankheiten, mit (Un-)kräutern und Konkurrenzpflanzen, mit Käufern und Verkäufern, Abnehmern und Zulieferern, Kontrolleuren und Beratern…
Um bei den natürlichen Einflüssen zu bleiben: Gestern hat ein morgendliches Gewitter mit Hagelkörner die reifen Raps- und Gerstenfelder bedroht. Zum Glück hält sich der Schaden in engen Grenzen.
In den letzten Wochen haben die Rehlein die Sonnenblumenfelder heimgesucht und die Pflanzen gleich reihenweise abgefressen.
Unsere Reben, sonst ständig durch Pilzkrankheiten (falscher Mehltau) bedroht, sind dank der Trockenheit bisher sehr gut über die Runden gekommen. Jetzt aber sorgt eine Bakterienkrankheit für ein vorzeitiges Vergilben und Absterben der Traubenblätter. Es könnte sich um die meldepflichtige, gefürchtete Flavescence dorée handeln. Eine Rebenkrankheit die durch die amerikanische Rebzikade übertragen wird und in ganz Europa obligatorisch durch Insektizide bekämpft wird. Schwieriges unterfangen für Biobetriebe! Im Extremfall hilft nur noch das Ausreissen und Vernichten der betroffenen Rebgehölze.

Flavescence dorée

Goldgelbe Vergilbung und Schwarzholzkrankheit

Nefles

Posted in Agrikultur by ruedibaumann on Juni 25, 2009

Die Nefles-Bäume haben die früheren Besitzer der Ferme La Oueyte gepflanzt. Als pied noir, von Algerien kommend, waren ihnen die Nefles offenbar sehr bekannt. Für uns sind die Nefles (zu deutsch: Japanische Wollmispel), diese immergrünen Laubbäume in unserem Garten etwas Besonderes. Seit mehr als einer Woche essen wir die saftigen Früchte täglich frisch vom Baum. Und jetzt ist „Einmachen“ angesagt, um die Vorratskammer wieder etwas aufzufüllen.

Regierungsumbildung

Posted in Politik by ruedibaumann on Juni 24, 2009

So quasi über Nacht hat Präsident Sarkozy seine Regierung umgebaut. Nicht weniger als acht Minister hat er ausgewechselt oder umgeteilt. Zu diesem Umbau gehören auch überrraschende Nominationen wie beispielsweise die von Frédéric Mitterand als neuen Kulturminister. Mitterand ist der Neffe des letzten sozialistischen Staatschefs François Mitterand. Der rechte Sarkozy bezeichnet die Wahl von Ministern, die eigentlich aus dem Lager der Opposition stammen (z. Bsp. Aussenminister Bernhard Kouchner von der PS) als ouverture gegenüber der linken Minderheit. Die Sozialisten sehen das eher als Provokation und verurteilen diese „Abweichler“ als Konvertite. Wetten, dass Sarkozy bald auch eine(n) prominte(n) Grüne(n) in seine Regierung hisst…
Weil Michel Barnier von der UMP ins Europaparlament gewählt wurde (und dort wahrscheinlich einen Posten als Mitglied der Kommission anstrebt) bekommen wir wieder mal einen neuen Landwirtschaftsminister (den siebenten in acht Jahren…)!
Politique à la française!

Nun, wenn wir diese Regierungsumbildung mit der Diskussion um die in drei Monaten anstehende Ersatzwahl eines Bundesrates in der Schweiz vergleichen, dann muss man sich allerdings schon fragen was besser ist. Ich glaube, ein Minister Hansruedi Merz würde in der französischen Regierung keine vierzehn Tage überleben…
Ich persönlich neige zur Ansicht, dass die grande nation trotz aller Unzulänglichkeiten besser regiert wird als die Schweiz. Was meinen Sie?

In den Pyrenäen

Posted in Patrimoine et architectures by ruedibaumann on Juni 23, 2009

Wir haben sie täglich vor unserer Haustüre. Manchmal im Dunst, manchmal ganz nah, fast immer mit Wolken verziert: die Pyrenäen. Hin und wieder machen wir eine Pyrenäenwanderung, auf der Suche nach dem gelben Mohn oder den Alpenrosen…

… im Vallée de Lesponne…

… vorbei an den Wasserfällen…

… zu den schönsten Alpenrosen die ich je gesehen habe…

… vorbei an Gascogne-Rinderherden…

… bis zum Lac d’Ourrec auf 1667m…

So schöne, unberührte, urtümliche Alpweiden habe ich in den Schweizer Alpen nie gesehen.
Zugegeben, so hässliche Skistationen wie beispielsweise La Mongie hinter dem Pic du Midi, mit Liftinstallationen bis zum geht nicht mehr, gibt es (hoffentlich) in der Schweiz auch nicht…

Agroblogger

Posted in Agrikultur by ruedibaumann on Juni 22, 2009

Es gibt noch andere Agrobogger die sich gelegentlich mit Oekoheu beschäftigen…Adi’s Agro-Blog

„Lieber Ruedi Baumann, es freut mich immer wenn ich wieder einen Kollegen entdecke, habe mich auch grad mit Ökoheu befasst, allerdings rumänischem (siehe http://www.adisagroblog.wordpress.com). Ich wünsche Ihnen einen wüchsigen Sommer und freue mich über Besuch auf meiner Seite und natürlich noch mehr über einen Eintrag auf Ihrer Blogroll. Herzliche Grüsse von Agroblogger zu Agroblogger“

Missgeschick…

Posted in Agrikultur by ruedibaumann on Juni 21, 2009

Rundballen haben die Eigenschaft, dass sie rollen, vor allem abwärts, ins Gestrüpp…
Sonntagmorgen-Arbeit auf La Oueyte:

…. uff, geschafft, die Dinger sind fast eine halbe Tonne schwer!

Oekoheu

Posted in Agrikultur by ruedibaumann on Juni 21, 2009

So etwa ab Mitte Juni sind auf unserem Hof die meisten Orchideen, andere Feldblumen und Gräser verblüht. Zeit also auch dieses Oekoheu einzubringen. Agronomisch fast wertlos weil überständig und eiweissarm, von der Artenvielfalt her eigentliches Medizinalfutter! Für die Heuer viel Arbeit aber wenig Ertrag: Me muess d’Fröid viu rächne!

Jubiläum: 8 Jahre Ferme en France

Posted in Von Tag zu Tag by ruedibaumann on Juni 20, 2009

Wie doch die Zeit vergeht: morgen sind es 8 Jahre her, dass wir ausgewandert sind.., acht schöne, intensive, gute Jahre!

„Es war spätabends und entsprechend finster in dieser gottverlassenen Gegend, als wir am 21. Juni 2001 hier ankamen. Wie abgemacht, lag der Hausschlüssel unter einem Stein neben dem Haupteingang des Maison du Maitre, aber wir hatten weder Strom noch Wasser und auch das Telefon funktionierte nicht. So biwakierten wir in unserm neuen unmöblierten Heim bei Kerzenlicht auf dem Fussboden, das Wasser holten wir aus dem nahen Senkbrunnen und zur nächsten Telefonkabine fuhren wir meilenweit. In den ersten Wochen war aufräumen, reparieren, entsorgen, einkaufen und anstreichen angesagt. Daneben knüpften wir erste Kontakte zu den Bauernfamilien in der Gegend. Unsere Gemeinde zählt nur 65 Einwohner, die nächsten Nachbarn sind eineinhalb Kilometer entfernt. Wir stellten uns beim Maire vor und schlugen uns mit der französischen Administration, mit der Electricité de France und der France Telecom herum. Einen Traktor und Maschinen haben wir gemietet, bis wir nach und nach das Nötige anschafften.
Während vier Jahren hatten wir etwa 30 Betriebe besucht, bis wir hier in der France profonde den passenden gefunden haben. Unser Hof liegt in der Gascogne, 100 km westlich von Toulouse, im Midi-Pyreneé, Departement Gers. Die hügelige Region gilt als Abwanderungsgebiet und ist am dünnsten besiedelt von ganz Frankreich. Die Böden sind hart und steinig, kalk- und tonreich und oft sehr trocken. Unser Hof umfasst eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 70 ha, alles an einem Stück, mit alten aber charaktervollen Gebäuden. Die früheren Besitzer waren sogenannte Pieds noirs, die 1963 von Algerien hierher kamen. In den letzten 10 Jahren war der Betrieb mit Hilfe von EU-Subventionen stillgelegt. Einerseits ideal für uns, weil wir ab dem ersten Tag mit biologischem Landbau beginnen konnten, andererseits waren Hof und Felder stark vernachlässigt und verbuscht. Aber was gibt es schöneres als etwas wieder instand zu stellen, Böden zu rekultivieren, zu säen und zu ernten und das alles in einer landschaftlich zauberhaften Gegend. Inzwischen haben wir am Wohnhaus das Dach saniert, eine Heizung eingerichtet, die Wasserversorgung erneuert und alle Zimmer gestrichen. Auf 40 ha Acker gediehen in den letzten Jahren Sonnenblumen, Brot- und Futtergetreide und Févéroles (Bohnen). Wir haben Drainagerohre eingelegt und Bachläufe saniert, einen kleinen Rebberg und einen Garten mit Gewächshaus angelegt.
Die notwendigen grossen landwirtschaftlichen Maschinen haben wir ganz am Anfang gemietet, weil auf dem Hof kein brauchbares Material mehr vorhanden war. Inzwischen haben wir die wichtigsten Maschinen, Bodenbearbeitungsgeräte, Saat- und Mähapparate, Schaufelbagger und Frontlader usw. nach und nach angeschafft. Nicht ohne vorher alle Maschinenausstellungen in der Region besucht und intensiv mit den Maschinenhändlern verhandelt zu haben. Einen neuen, topmodernen 120-PS Massey-Ferguson Traktor haben wir uns Ende des ersten Betriebsjahres zu Weihnachten geleistet. Stephanie und ich bewirtschaften den Hof allein mit gelegentlicher Mithilfe unserer Söhne aus der Schweiz.
Weil wir nicht grossflächig bewässern können, sind die Erträge nur etwa halb so hoch wie in der Schweiz. Der Absatz der Bioprodukte erfolgt über landwirtschaftliche Genossenschaften, allerdings zu Marktpreisen die zwei- bis dreimal tiefer liegen als in der Schweiz. Die Weideflächen bestossen wir kurzfristig mit 40 Mutterkühen unseres Nachbarn, dem Gemeindepräsidenten Jean-Michel Liares. Damit ist ihm und uns gedient. Uns, weil wir zeitlich eine gewisse Unabhängigkeit aufrecht erhalten können, ihm, weil er mit der zusätzlichen Weidefläche die Futterknappheit in den heissen und trockenen Sommermonaten ausgleichen kann.“

(Leseprobe aus meinem Buch Bauernland)