Glögglifrösch
Sie war Tier des Jahres 2013, ist vom Aussterben bedroht und sieht nicht besonders hübsch aus: die Geburtshelferköte, auf Berndeutsch der Glögglifrösch. Uns erfreut er regelmässig mit seinem charakteristischen Soloruf: http://www.pronatura.ch/tier-des-jahres-2013
Wiedehopf
Er ist ein regelmässiger Gast auf unserem Hausplatz und in unserem Garten und er tönt so schön! Aber er ist ohne Zoom schwierig zu fotografieren…
Die Vogelwarte Sempach kann’s besser und hier kann man sogar seinen Gesang hören… http://www.vogelwarte.com/wiedehopf.html
Wie wir verschwinden
Der Roman „Wie wir verschwinden“ vom deutschen Autor und Übersetzer Mirko Bonné hat mich restlos begeistert. Es geht um Erinnerung, gelebtes Leben, Lieben, Krankheit und Tod. Ausgangspunkt ist Villeblevin, wo 1960 Albert Camus bei einem Autounfall ums Leben kam.
http://www.amazon.de/Wie-wir-verschwinden-Mirko-Bonné/dp/3895614033
Raymond, Witwer mit zwei so lebhaften wie eigensinnigen Töchtern, erhält nach Jahrzehnten des Schweigens einen Brief seines todkranken Jugendfreundes Maurice, der ihn in die gemeinsam erlebte Vergangenheit zurückversetzt: nach Villeblevin, wo 1960 Albert Camus bei einem Autounfall ums Leben kam. Ein französisches Dorf und ein historisches Ereignis werden für zwei Jugendfreunde zum symbolischen Angelpunkt, um die fünfzig zurückliegenden Jahre zu erinnern und ihre Schicksalhaftigkeit anzuerkennen. Erinnerung an die eigene Jugend und Sterben eines Idols verbinden sich zu einem ergreifenden Roman, der Mirko Bonné als einen der bedeutenden Autoren unserer Zeit zeigt. Wie wir verschwinden ist ein großes Buch der Erinnerung, ein Roman unseres Lebens wie des Sterbens einer Ikone des letzten Jahrhunderts: Albert Camus.
Zehn Etappen zu einem französischen Pass…
Weil mein alter Schweizerpass abgelaufen ist, habe ich mich entschlossen, einen neuen französischen Pass zu erwerben. Schliesslich bin ich seit sieben Jahren stolzer Europäer. Gesagt getan. Auf unserer kleinen Marie wurde mir beschieden, dass ein biometrischer Pass nur auf der Marie unserer Hauptstadt Auch ausgestellt werden könne. Unser Gemeindepräsident höchst persönlich hat sich dort erkundigt und mir eine Liste der erforderlichen Dokumente ausgehändigt.
Pflichtbewusst habe ich mir die notwendigen Dokumente und Passfotos beschafft: décret de naturalisation, justificatif de domicile récent, nom, date, lieu de naissance des parents, pièce d’identité usw..
Einigermassen erstaunt war ich über die Bestimmung, dass ich für das vereinbarte Rendez-vous auf der Mairie in Auch auch für 86 euros „timbre fiscaux“ mitbringen müsse. Diese seinen in einem Tabaklädeli (bureau de tabac) zu besorgen. Der erste diesbezügliche Tabakladen den ich zu diesem Zwecke aufgesucht habe, war leider in Sachen „timbre fiscaux“ ausverkauft: „On a plus, malheureusement!“
Beim Zweiten wurden mir diese schönen Marken einzeln und fein säuberlich in einem kleinen Plastketui verpackt überreicht. Bezahlen konnte ich allerdings nicht wie sonst gang und gäbe mit der Kreditkarte sondern nur in bar oder mit einem chèque, ausgestellt zu handen des trésor publique.
Voll ausgerüstet mit Timbre, Originalakten und Passfotos vom spezialisierten Fotografen traf ich zum vereinbarten Termin bei der zuständigen strengen Beamtin im Erdgeschoss des beeindruckenden Hotel de ville am Place de la liberation ein.
Platz nehmen und warten.
Dann übertrug die Beamtin meine umfangreichen Angaben auf den Originalakten fein säuberlich und handschriftlich in ihren grossen Formularbogen ein. Dazwischen wurden meine vier Finger der linken und dann diejenigen der rechten Hand auf einem kleinen Registriergrät auf ihrem Pult eingelesen. Schliesslich geht es um einen biometrischen Pass.
Nachdem auch die Passfotos mit einem speziellen Gerät ausgeschnitten und mit einer Spezialfolie auf das Formular geklebt wurden, waren nun die timbre fiscaux gefragt. Einzeln, mit UHU-Kleber haftbar gemacht, kamen diese auf die genau definierten Aussparungen auf dem wichtigen Formular. Jetzt wurde das ganze noch abgestempelt und dreifach unterschrieben…. und schlussendlich eingescannt für die nächst höhere Stelle, die für die Gewährung eines französischen Passeports zuständig ist….
Persönlich abzuholen im Hotel de ville, Erdgeschoss, in etwa zehn Tagen mit den erhaltenen Belegen nach vorheriger telefonische Anmeldung…
Hat da jemand etwas von Bürokratie gesagt?
Traktoren
Man sagt, mein Grossvater hätte als einer der ersten Bauern bereits in den Dreissiger Jahren einen Traktor angeschafft, noch mit Eisenrädern und einer Kurbel zum Andrehen. Es war ein Schweizer Traktor, ein legendärer Hürlimann, natürlich noch ohne Hydraulik und Zapfwelle, aber bereits mit einem Mähbalken. Das Gefährt, mit Benzin und Petrol betrieben, war noch sehr schwerfällig, nicht so wendig wie heutige Modelle, entsprechend auch schwer zu steuern. Das Anlassen mit einer Kurbel war harte Männerarbeit, insbesondere wenn der Motor noch und noch nicht anspringen wollte. Der Kühlergrill war defekt und musste immer wieder mit Lehm verstopft werden, damit das Kühlwasser nicht auslief. Der alte Traktor stand eingeklemmt neben allerlei Werkzeugen und Gerätschaften im angebauten kleinen Traktorenschöpfli. Wegen der Feuergefahr hatte der Grossvater die Wände der Garage mit Blech verkleidet. Fahren mit dem unhandlichen Gefährt war fast nur dem Grossvater, dem Gutsbesitzer, vorbehalten.
Es war für mich ein Riesenvergnügen und ich war auch sehr stolz darauf, als mein Vater begann, mit mir zusammen über die Anschaffung eines neuen Traktors zu sprechen. Ich glaube, ich kannte in dieser Zeit alle Traktorenprospekte auswendig. Aus den Inseraten schnitt ich die einzelnen Traktorenmodelle fein säuberlich aus, um sie dann nebeneinander in ein eigentliches Album zu kleben. Ich war mit meinem Vater der Meinung, wir sollten einen modernen englischen Massey-Ferguson kaufen, der Grossvater seinerseits war entschieden für einen neuen Hürlimann.
Die Anschaffung eines Traktors ist finanziell für die meisten Bauernfamilien neben der Hofübernahme oder allfälligen Gebäudesanierungen eine grosse Belastung. Meine Eltern besorgten sich einen Teil des notwendigen Geldes mittels Darlehen von Geschwistern und Verwandten. Ich selber verstaute meinen kleinen Lohn in einer Blechbüchse und versteckte meine Ersparnisse ehrgeizig, um damit in ferner Zukunft selber einmal einen modernen Marolf Kippanhänger anschaffen zu können.
Im Frühjahr 1958 traf der neue Traktor bei uns ein, ein rot-grauer Massey-Ferguson, 35 PS, mit Hydraulik und Zapfwelle, mit Kriechgang und abnehmbarem Verdeck. Obschon ich erst zehnjährig war, galt ich von jetzt an als Haupttraktorführer auf unserem Betrieb. Mein Grossvater hielt noch zehn weitere Jahre an seinem alten Traktor fest, obschon er nicht mehr gebraucht wurde, während sich mein Vater wie bisher vor allem auf die Arbeiten mit den beiden Freiberger-Zugpferden konzentrierte. Man war damals überzeugt, dass sich die Pferde nie ganz durch die Traktoren ersetzen lassen würden. Viele leichtere Feldarbeiten wie säen, walzen, hacken usw. wurden denn auch nach wie vor mit Hilfe der Pferde ausgeführt. Man setzte schwere Maschinen damals noch sehr zurückhaltend ein, um Bodendruckschäden zu vermeiden.
Ich genoss die Feldarbeiten mit dem neuen Traktor. Das Pflügen, die Bodenbearbeitung mit Bodenfräse, das Eggen, das Mähen und die Heuarbeiten, alles ging plötzlich so ring. Ich blieb mit Vergnügen bis spät am abend auf dem Feld, auf „meinem“ Traktor, wenn ich nur nicht in den Stall musste. Selbstverständlich war ich auch sofort für alle Servicearbeiten zuständig. Es ist wohl dieser hingebungsvollen Pflege zu verdanken, dass der Traktor über zwei Jahrzehnte problemlos funktionierte. Langsam aber stetig wurden im Laufe der Zeit die schweren landwirtschaftlichen Arbeiten mechanisiert. Bald einmal brauchte man die Pferde nur noch, weil man sie täglich bewegen musste und nicht, weil sie für einen bestimmten Arbeitseinsatz unentbehrlich waren. Dafür stiegen die Maschinenkosten an, so dass man sich auf manchen Höfen verschuldete und es darob zum Streit und Generationenkonflikten in der Familie kam.
Die Weiterentwicklung der Mechanisierung landwirtschaftlicher Arbeiten hatte in meiner Generation eine überragende Bedeutung. Der technische Fortschritt war enorm, denken wir nur an die Veränderungen in den Erntearbeiten: innert einiger weniger Jahrzehnte von der Sichel zum Mähdrescher bei der Getreideernte, von der Stechgabel zum Zuckerrübenvollernter, vom Handmelken über die Melkmaschine zum Melkroboter usw.. Die Väter versuchten in der Anschaffung von Maschinen mitzuhalten, um die Bauernarbeit zu erleichtern, den Beruf gerade für ihre Söhne und Töchter attraktiver zu machen, letztlich vielleicht auch, um die Hofnachfolge zu sichern. Das war bei uns nicht anders.
Die Landwirtschaftlichen Lehrjahre verbrachte ich Welschland, auf – für schweizerische Verhältnisse – einem Grossbetrieb. Jetzt war ich Traktorführer auf einem neuen Hürlimann…
… und einem Bührer Traktor, beides noch Schweizer Fabrikate.
Bei meinem ersten Auslandsaufenthalt auf einer englischen Farm in Devon tuckerte ich meistens mit einem IHC über die grossen Felder…
22 Jahre nach der Anschaffung „meines“ ersten Traktors, habe ich am Tag von Kilians Geburt einen neuen Traktor gekauft. Einen Renault, mit heizbarer Kabine, mit Frontlader und 65 PS. Während ich noch in der Küche mit dem Maschinenvertreter über den Preis verhandelte, wartete Stephanie im Schlafzimmer ungeduldig darauf, dass ich sie endlich ins Spital fahren würde.
Natürlich musste ich irgend einmal auch noch den Massey Ferguson ersetzen…
Und nochmal 21 Jahre später habe ich hier in Frankreich, an Weihnachten 2001, wieder einen Massey-Ferguson gekauft, mit viel Elektronik, Wendegetriebe, Klimaanlage, Bordcomputer und 120 PS. Rein ökonomisch gesehen eine nur schwer zu rechtfertigende Anschaffung. Aber so ist es eben: In einem Bauernleben können nicht nur wirtschaftliche Gründe massgebend sein. Arbeitsfreude, Zukunftsglauben, Besitzerstolz, Nostalgie und anderes spielen mit. Insbesondere, wenn es um Traktoren geht.
Gartenarbeit
Vorher: morgens um acht Uhr
Während: morgens um Zehn
Mindestens eine Tonne gut verrotteter Kuhmist eingearbeitet…
Nachher: um 16 Uhr ist alles parat für 60 Tomatensetzlinge
Von Orchideen umzingelt…
Rund um Haus und Hof
Im Süden – Orchis Purpurea
Im Westen – Orchis purpurea
im Nordwesten – Orchis purpurea
und zur Abwechslung mal Orchis simia (auch Nordwest)
ein paar Schritte weiter wieder Orchis purpurea – wir sind jetzt schon ziemlich im Norden
im Norden – Orchis purpurea
Im Nordosten – Orchis purpurea
Im Osten – Ophrys lutea (die kleinen gelben Blümlein)
Und wieder im Süden – Orchis purpurea
„Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“
Der Roman von Thomas Meyer ist satirisch, selbstironisch, witzig – so dass einem das skurrile orthodoxe Judentum schon fast wieder sympathisch wird. Ein Lesevergnügen für regnerische Ostertage!
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