Zehn Etappen zu einem französischen Pass…
Weil mein alter Schweizerpass abgelaufen ist, habe ich mich entschlossen, einen neuen französischen Pass zu erwerben. Schliesslich bin ich seit sieben Jahren stolzer Europäer. Gesagt getan. Auf unserer kleinen Marie wurde mir beschieden, dass ein biometrischer Pass nur auf der Marie unserer Hauptstadt Auch ausgestellt werden könne. Unser Gemeindepräsident höchst persönlich hat sich dort erkundigt und mir eine Liste der erforderlichen Dokumente ausgehändigt.
Pflichtbewusst habe ich mir die notwendigen Dokumente und Passfotos beschafft: décret de naturalisation, justificatif de domicile récent, nom, date, lieu de naissance des parents, pièce d’identité usw..
Einigermassen erstaunt war ich über die Bestimmung, dass ich für das vereinbarte Rendez-vous auf der Mairie in Auch auch für 86 euros „timbre fiscaux“ mitbringen müsse. Diese seinen in einem Tabaklädeli (bureau de tabac) zu besorgen. Der erste diesbezügliche Tabakladen den ich zu diesem Zwecke aufgesucht habe, war leider in Sachen „timbre fiscaux“ ausverkauft: „On a plus, malheureusement!“
Beim Zweiten wurden mir diese schönen Marken einzeln und fein säuberlich in einem kleinen Plastketui verpackt überreicht. Bezahlen konnte ich allerdings nicht wie sonst gang und gäbe mit der Kreditkarte sondern nur in bar oder mit einem chèque, ausgestellt zu handen des trésor publique.
Voll ausgerüstet mit Timbre, Originalakten und Passfotos vom spezialisierten Fotografen traf ich zum vereinbarten Termin bei der zuständigen strengen Beamtin im Erdgeschoss des beeindruckenden Hotel de ville am Place de la liberation ein.
Platz nehmen und warten.
Dann übertrug die Beamtin meine umfangreichen Angaben auf den Originalakten fein säuberlich und handschriftlich in ihren grossen Formularbogen ein. Dazwischen wurden meine vier Finger der linken und dann diejenigen der rechten Hand auf einem kleinen Registriergrät auf ihrem Pult eingelesen. Schliesslich geht es um einen biometrischen Pass.
Nachdem auch die Passfotos mit einem speziellen Gerät ausgeschnitten und mit einer Spezialfolie auf das Formular geklebt wurden, waren nun die timbre fiscaux gefragt. Einzeln, mit UHU-Kleber haftbar gemacht, kamen diese auf die genau definierten Aussparungen auf dem wichtigen Formular. Jetzt wurde das ganze noch abgestempelt und dreifach unterschrieben…. und schlussendlich eingescannt für die nächst höhere Stelle, die für die Gewährung eines französischen Passeports zuständig ist….
Persönlich abzuholen im Hotel de ville, Erdgeschoss, in etwa zehn Tagen mit den erhaltenen Belegen nach vorheriger telefonische Anmeldung…
Hat da jemand etwas von Bürokratie gesagt?
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