Baltic Cruise
http://artware-software.com/2016/baltic.html
467 Bilder von einer Seefahrt…
Solar(schiess)anlage
Normalerweise wissen wir im Sommer fast nicht was wir mit dem vielen Heisswasser aus unserer Solaranlage machen sollen. Duschen, duschen, duschen…
Seit Tagen brennt die Sonne unerbittlich:
Allerdings begannen letzte Woche die Solarpanels so um die Mittagszeit mit einem unregelmässigen Knallen wie an einem Schiessstand beim eidgenössischen Feldschiessen!
Wir vermuteten anfangs einen Fehler in der Programmierung des komplizierten Heizsystems und übten übten mit neuen Einstellungen. Erfolglos. Schlussendlich fand ein Spezialist die Ursache der Knallerei: eine Temperatursonde in den Panels war defekt bzw. verschoben!
Jetzt geniessen wir wieder Ruhe und den üppigen Sonnenschein. Gemäss France Meteo soll es am Montag etwas abkühlen. Oufff…
UNTERLEUTEN
Die Welt wurde in Städten erfunden, verwaltet, regiert und dekoriert. Also sollten die Irren mit ihrem Irrsinn auch in den Städten bleiben. Kein Schwein interessierte sich für Unterleuten, wenn es darum ging, Breitbandkabel zu verlegen, verarmte Rentner zu unterstützen oder eine Arztpraxis zu eröffnen. Dann sollten sie gefälligst auch ihre Windräder im Berliner Tiergarten errichten. Unterleuten bedeutete Freiheit, Symbol der Freiheit war ein unverstellter Horizont.
Unterleuten las keine Zeitungen, sah kaum fern, benutzte das Internet nicht, interessierte sich nicht für Berlin, rief niemals die Polizei und vermied überhaupt jeden Kontakt mit der Außenwelt – aus einem schlichten Grund: weil es die Freiheit liebte.
Juli Zeh hat mit „Unterleuten“ einen phantastischen Gesellschaftsroman geschrieben. „Manchmal kann die Idylle auch die Hölle sein. Wie das Dorf Unterleuten irgendwo in Brandenburg“ liest man auf dem Klappentext.
Das Porträt eines fiktiven ostdeutschen Dorfes und seiner Bewohner ist etwas vom Besten was ich in letzter Zeit gelesen habe. Spannend und facettenreich wird das Dorfleben beschrieben und wie Landromantiker aus der Grossstadt dort an ihren Träumen scheitern. Köstliche Formulierungen und Wortschöpfungen wie“eine sich selbst subventionierende Gutmenschenbürokratie“ machen das Buch zu einem einzigartigen Lesevergnügen!
Und der Roman erinnert mich auch ein wenig an Suberg (http://www.zumbeispielsuberg.ch) oder Traversères…
Gladiolen
… aus dem Garten
… aber noch schöner die wilden am Waldrand! https://auswandererblog.ch/?s=Gladiolen
Sommer 2016
Über den Sommer 2016 kann man sich wahrlich nicht beklagen. Seit Tagen (Wochen?) um die 34 ° C und es geht weiter so.
Mir und den Schwalben gefällts!
Der Arrats
Der Arrats ist ein Fluss im Süden von Frankreich. In der Schweiz würden wir eher Bach sagen. Er entspringt offiziell bei Lannemezan auf dem Plateau von Lannemezan. Hier wird er vom Canal de la Neste abgezweigt und das Wasser rund 30 Kilometer über den Canal de la Gimone et de l’Arrats bis zu seinem natürlichen Ursprung transportiert. Er fließt generell in Richtung Norden und mündet nach insgesamt 162 Kilometern im Gemeindegebiet von Saint-Loup als linker Nebenfluss in die Garonne.
Die zwei kleinen Gewässer die unseren Hof abgrenzen (Ruisseau de La Oueyte und Ruisseau d’Embarrut) fliessen in den Arrats. Das heisst, fliessen tun sie nur in der Winterzeit, im Sommer sind sie, wie jetzt, meistens ausgetrocknet.
Der Arrats ist in unserer Gegend ein schön mäandrierender natürlicher Flusslauf, der hin und wieder nach starken Regenfällen auch die angrenzenden Felder überschwemmt.
Das schöne Tal des Arrats kann man vom an einem Südhang gelegenen Dorf Castelnau-Barbarens aus gut überblicken.
Blick gegen Norden, Pyrenäenkette im Dunst.
Wir Ertrunkenen
Carsten Jensen erzählt von Menschen, deren Leben vom Meer bestimmt ist. Von Männern, die ihrer Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer folgen, und von Frauen, die dem Meer, das ihnen die Männer und die Söhne raubt, den Kampf ansagen. „Wir Ertrunkenen“ ist ein großes Buch über Liebe, Freundschaft, Verlust und Wahnsinn, voller Satanskerle, Glücksritter, Leichtmatrosen und starker Frauen.
Wow, was für ein Buch, was für ein gewaltiges Buch! 778 spannende Seiten!
Ich habe das Buch gelesen, nachdem wir in Dänemark und auf der Ostsee waren.
Ausgangspunkt für den Autor ist die kleine Stadt Marstal auf der dänischen Insel Ero, wo er selber aufgewachsen ist. Er will mit dem Roman die ethnische Herkunft der Dänen als Seefahrernation in Erinnerung rufen, weil die heutigen Dänen meinen, sie seien eine Bauernnation gewesen mit Wurzeln im Ackerboden. Er schreibt dazu in einem Nachwort:
Wir leiden an einem historischen Erinnerungsverlust. Ich sehe es als einen tragischen Erinnerungsverlust an, denn er tritt zu dem ungelegensten Zeitpunkt unserer Geschichte auf; einem Zeitpunkt, an dem uns eine Entwicklung, für die wir keinen anderen Begriff haben als ein Fremdwort – die Globalisierung – , in die Pflicht nimmt zu lernen, mit dem und mit den Fremden zu leben. Ob wir das wollen oder nicht.
Das konnte der Bauer nie. Er wusste kaum von der Existenz des Fremden, sondern blieb stattdessen auf seinem Grund und Boden. Der Seemann besuchte die Fremde. Er umarmte sie vielleicht nicht, aber stets nahm er von dort etwas mit nach Hause. Vor allem brachte er das Wissen mit, dass man die Dinge auf mehr als nur eine Weise tun konnte. Ein Seemann hatte nicht nur die tägliche Aussicht auf den weiten Horizont. er wusste auch, dass es auf der anderen Seite des Horizontes noch etwas gibt und dass es nicht notwendigerweise dasselbe sein muss wie hier. Der Bauer blickte nicht weiter als zu seiner Flurgrenze, sein Weltbild gründete sich auf einer kleinen Parzelle.
Daher ist der Seemann im Zeitalter der Globalisierung ein besserer Stammvater als der Bauer, und daher ist es tragisch, dass wir uns entschieden haben ihn zu vergessen.
Olympisches
Die Olympischen Spiele in Rio sind für Schweizerinnen und Schweizer, insbesondere wenn man viele Medaillen erwartet hat, ziemlich schmale Kost. Gut, die Goldmedaille von Fäbu war fabulös, die der Ruderer auch. Aber sonst? Viele Enttäuschungen, knapp verpasste Medaillenränge und frühzeitiges Scheitern in den Vorläufen… Vielleicht gibt es an den zwei letzten Tagen noch den grossen Exploit!?
Als Doppelbürger habe ich allerdings ein grosses Privileg: wenn es bei den SchweizerInnen nicht klappen will, dann halt vielleicht bei den Französinnen und Franzosen! Und in der Tat, les bleus haben erstaunlicherweise schon um die vierzig Medaillen erobert und das nicht nur in exotischen Sportarten. Für das Selbstbewusstsein der in der letzten Zeit stark gebeutelten Nation ist das schon von einiger Bedeutung! Und da jetzt auch endlich auch die Arbeitslosenquote unter zehn Prozent gefallen ist, freut sich ganz Frankreich, wenn in Rio die Marseillaise ertönt und die Tricolore aufgezogen wird! Vive la France! Es geht aufwärts!
Ins Netz gegangen
Kolumne im Bieler Tagblatt vom 18. August 2016
Die Gascogne ist eine ausgesprochen ländliche Region, geprägt von dünn besiedelten sanften Hügeln mit Einzelhöfen und kleinen Dörfern, dichten Hecken und lichten Eichenwäldern vor der imposanten Kulisse der Pyrenäenkette. Unser Wechsel vom hyperaktiven Bundeshaus auf einen abgelegenen Hof in der France profonde war wie ein Schritt zurück in die beschaulichen Fünfzigerjahre im Bernbiet.
Am Anfang hatten wir alle Hände voll zu tun, den stillgelegten Hof wieder in Schuss zu bringen. Wir haben Dächer erneuert, das Wohnhaus renoviert, Felder gerodet, Hecken geputzt und Gerümpel entsorgt, Maschinen angeschafft und die Wasser- und Stromversorgung erneuert. Bei so viel Arbeit fiel uns kaum auf, dass der tägliche Besuch der Briefträgerin oft unser einziger Kontakt zur Aussenwelt blieb. Natürlich gab es eine Telefonleitung mit Internet. Das lange Erdkabel war aber bei Drainagearbeiten so oft durchtrennt und anschliessend notdürftig zusammengeflickt worden, dass die Verbindung meist schlecht funktionierte. Und wenn wir stattdessen unsere Handys nutzen wollten, mussten wir zuerst fünfhundert Meter auf den nächsten Hügel steigen.
Wir können auch nach fünfzehn Jahren noch nicht behaupten, wir würden am Nabel der Welt wohnen. Doch die Zeit ist auch hier nicht stehen geblieben. Inzwischen ermöglichen neue Antennen einen meist stabilen Funkempfang für Handy und Internet. Wir schauen mehrmals am Tag in unsere mail-box und freuen uns, wenn wir dort ein paar Zeilen von Freunden oder ein Föteli von unsern Kindern und Enkeln finden. Skype, Twitter und Facebook gehören zum täglichen Brot. Unser Tun und Lassen halten wir regelmässig im auswandererblog.ch fest. Dank digitaler Medien bleiben wir auch als Ausgewanderte sowohl unserer Familie wie auch dem politischen Geschehen in der Schweiz ganz nah, hören und lesen wir doch fleissig Nachrichten im Netz und verpassen seit Einführung des E-voting keine eidgenössische oder kantonale Abstimmung mehr.
Kontakte halten über grosse Distanzen und informiert bleiben, das sind die positiven Seiten des Online-Zeitalters, die wir nicht mehr missen möchten. Nur auf die unschöne Seite dieser ständigen „Weltverbundenheit“ könnten wir leicht verzichten, nämlich auf die zunehmende sprachliche Verrohung, welche uns online immer öfter begegnet. Da wird manchmal hemmungslos polemisiert, beschimpft und gepöbelt. Die Schnelligkeit des Internet erleichtert die Verbreitung von Hass und Hetze. Da bleibt manchmal nur die Flucht aus dem Netz.
Stephanie und Ruedi Baumann
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