Der Trafikant
Österreich 1937: Der 17-jährige Franz
Huchel verlässt seine Heimat im Salzkammergut. In Wien beginnt er eine Lehre in
einer Trafik, einem kleinen Tabak- und Zeitungsgeschäft. Zu den Stammkunden gehört ein gewisser Sigmund Freud, der Franz von Anfang an fasziniert. Ebenso wie die Varietétänzerin Anezka. Doch die politischen Verhältnisse in Österreich stehen auf Sturm…
Der Roman von Robert Seethaler ist ein Bestseller: Zu recht!
http://www.srf.ch/play/tv/literaturclub/video/der-trafikant
Erinnerungen
Es war vor rund 60 Jahren, jedenfalls am 15. Februar und es war saukalt! Minus 10 oder 15 Grad Celsius, alles steinundbein gefroren. Ich war mit meinem Vater im Gärbi-Ischlag am holzen. Der Gärbi-Ischlag-Waud ist unsere steilste Waldparzelle oberhalb von Grossaffoltern, von wo man bei gute Fernsicht über das Dorf hinweg die ganze Alpenkette mit Eiger, Mönch und Jungfrau sieht. Mein Götti half uns, er war eben von Kanada heimgekehrt, wo er während zwei Jahren als Waldarbeiter beschäftigt war. Er hat mich mit seinen Art und Weise, wie er die grossen Fichten fällte, sehr beeindruckt. Zum Holzrücken arbeitete man noch mit den Freibergerpferden.
Am späteren Nachmittag erschien über dem Lyssbachtal, hinter dem Birchiwald eine dunkle Rauchsäule. Mein Vater reagierte sofort: „Äs brönnt, wahrscheinlich in Kosthofen!“ Mit dem Velo fuhr er sofort los, schliesslich war er damals Kommandant der dörflichen Feuerwehr. Mich schickte er zu Fuss nach hause um die Mutter zu benachrichtigen. Ich rannte voller Angst die zwei Kilometer zurück wie ein Marathonläufer! Inzwischen hörte man auch das Feuerwehrhorn, eine Sirene hatten wir damals noch nicht. Zusammen mit meiner Mutter durfte ich dem Vater die Feuerwehruniform bringen. Die Feuerwehruniform damals noch sehr schmuck (schwarz mit roten Abzeichen) und der Hut sah eher aus wie der von General de Gaulle!
Am Brandplatz brannte ein grosses Berner Bauernhaus lichterloh. Der Krach, verursacht durch die explosionsartig fortfliegenden Dachziegeln beeindruckte mich wahnsinnig! Die Kühe und Rinder konnten noch rechtzeitig ins Freie getrieben werden, einige Hühner und Schweine wurden aber ein Raub der Flammen. Der mächtige Dachstuhl brach bald einmal rotglühend und krachend zusammen. Die Feuerwehr konnte nur noch verhindern, dass das Feuer nicht auf benachbarte Liegenschaften übergriff. Weil es so furchtbar kalt war, vereiste das Löschwasser bald einmal zu einem eigentlichen Gletscher unterhalb der Ställe. Darum habe ich den 15. Februar nie mehr vergessen, auch nicht, dass Feuer auf einem Bauernhof immer gefährlich ist.
Am darauffolgenden Sonntag konnten wir mit den Eltern den Brandplatz besichtigen. In der Nische im Sitzofen waren noch die angekohlten Finken der Bauernkinder. Das und der strenge Brandgeruch in der Ruine haben sich in meinen Erinnerungen festgesetzt. Vater hat erzählt, dass die Hühner auf ihren Sädeln festgefroren waren und dass man sie wie Eisblöcke wegschlagen musste. Dass sie allerdings nach dem Auftauen wieder gegackert haben ist wahrscheinlich eine Legende die erst im Laufe der Zeit weitererzählt wurde.
Der alte Bauernhofbrunnen von 1886 steht heute noch. Daneben wurde ein neues Bauernhaus errichtet, in dem heute allerdings auch nicht mehr gebauert wird.
Betriebshelfer
Kilian hat den Daumen gebrochen und trägt nun die Hand im Gips, so dass ein Betriebshelfer-Einsatz in der Schweiz unumgänglich wurde. Grosselterndieste sind gefragt. Seit gestern sind wir nun für einige Wochen als Betriebshelfer und Babysitter auf der Inselmatt beschäftigt. Europäische Zusammenarbeit nennen wir das…
Mutterkühe wollen gefüttert werden, der französische Ackerbaubetrieb kann warten.
Und Nietzsche weinte
Ich habe noch selten ein so gescheites Buch gelesen.
Viel Menschliches, Allzumenschliches…!
Buchhaltung
Früher hatte ich immer den Ehrgeiz, alle administrativen Arbeiten auf unserem Landwirtschaftsbetrieb höchst persönlich und in Eigenregie selbst zu machen. Hier in Frankreich habe ich das aufgegeben. Vielleicht weil es hier noch komplizierter ist als in der Schweiz, vielleicht weil das französische „Beamtendeutsch“ schwer verständlich ist und wahrscheinlich weil es mir einfach zunehmend stinkt, mich mit Buchhaltungszahlen, Mehrwersteuerabrechnungen, impôt sur le revenu, taxe d’habitation, mutualité sociale agricole usw. zu beschäftigen, wenn draussen die Sonne scheint.
Zugegeben, heute hat die Sonne nicht geschienen und ich habe mich bemüht, meiner Buchhalterin sämtliche Unterlagen, Belege, Rechnungen, Computerauszüge usw. möglichst geordnet vorzulegen, auf dass sie daraus eine schöne Jahresabrechnung erstellt…
Das Leben ist kompliziert geworden…
Ni, ni
Es geht um hohe Politik. In der Region Doubs muss bekanntlich ein Député ersetzt werden, weil er einen Job als EU-Kommissar in Brüssel angenommen hat. Der erste Wahlgang brachte der Kandidatin des Front National (FN) am meisten Stimmen, gefolgt vom sozialistischen Bewerber. Der Drittplatzierte von der bürgerlichen UMP musste nach französischem Mehrheits-Wahlrecht ausscheiden, so dass sich jetzt am nächsten Sonntag im entscheidenden zweiten Wahlgang der Front National und die regierenden Sozialisten gegenüberstehen. Soweit so gut.
Mit einer Wahlempfehlung könnten nun die ausgeschiedenen UMPler, dafür sorgen, dass der rechtsextreme und häufig rassistische Front National im zweiten Wahlgang das Nachsehen hat, nämlich wenn sie sich klar für eine Front républicain aussprechen würden, das heisst, dass den bürgerlichen WählerInnen empfohlen wird, im zweiten Wahlgang den Sozialisten zu wählen. Das wird eigentlich in der französischen Republik auch seit Jahrzehnten zwischen den grossen republikanischen Parteien so gehandhabt. Auch jetzt haben die vernünftigen Spitzenpolitiker der UMP, wie Juppé und NKM aufgerufen, den Sozialisten die Stimme zu geben.
So weit so gut, wäre da nicht der neue Vorsitzende der UMP, Nicolas Sarkozy… Sarko hat es vorgezogen ni, ni zu sagen, also ni PS , ni FN zu unterstützen und zu hause zu bleiben oder leer einzulegen. Wohlwissend, dass er damit riskiert, dass wieder ein(e) Scharfmacher/in in die Nationalversammlung einzieht um dort gegen die Ausländerinnen zu hetzen. Oder er will sich schon jetzt bei den rechtsnationalen Anhänger des FN als künftiger Präsidentschaftskandidat in Erinnerung rufen?
Wie dem auch sei, ich bin zuversichtlich, dass sich das Land der Menschenrechte nicht durch rechts-nationalistische Sprüche verunsichern lässt. Auch nicht von einem abgewählten Altpräsidenten.
PS: Am Sonntagabend 8. Februar ist es klar: Der Kandidat der PS schafft die Wahl knapp vor der Kandidatin des FN. Das gilt auch als Erfolg für den französischen Präsidenten Hollande.
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