Regenwetter
Lesen vor dem Cheminée…
Jan-Philipp Sendker: „Das Herzenhören“. Eine Liebesgeschichte aus Burma, für mich haarscharf am Kitsch vorbei…
Waldwege pfaden
Die wenig benutzten Wanderwege haben die Tendenz, innert kurzer Zeit wieder zuzuwachsen. Diverse Ginsterarten, Brombeeren, meterhohe Gräser versperren die Waldwege, wenn man nicht alle zwei drei Jahre entbuscht.
Vorher…
Einsatz von Motorsäge, Heckenschere, Broyeur…, auf dass die Orchideen wieder spriessen!
Nachher…
Harziger Heuhandel
Zugegeben, es hat nichts mit dem hohen Frankenkurs zu tun, aber dennoch ist es mühsam. Ich versuche immer noch die verbleibenden Heuballen zu verkaufen bzw. zu verschenken. Hin und wieder kann ich am Wochenende einige Rundballen meines Luzerne- bzw. Oekoheus an befreundete Pferde- und Schafhalter liefern. Dabei gab es Jahre wo der „Heukurs pro Tonne“ über 150 Euros war. Jetzt ist er zwischen null und vierzig, Lieferung inbegriffen! Das isch haut buuret!
Alex Capus
Die Romane von Alex_Capus gehören für mich zum Besten was in den letzten Jahren in der Schweiz geschrieben wurde. In den letzten Tagen habe ich „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ mit grossem Vergnügen gelesen. Auch wenn die drei Personen nichts miteinander zu tun haben, spielt der Autor mit der Möglichkeit, dass sie sich am Zürcher Hauptbahnhof getroffen haben könnten. Für mich eine interessante Art, die Akteure miteinander zu verbinden, auch wenn das einzelne Kritiker anders sehen: http://www.dieterwunderlich.de/Capus-faelscher-spionin-bombenbauer.htm#inhaltsangabe
Capus erzählt parallel und nur lose verknüpft die Biographien von Emile Gilliéron (1885–1939), Laura d’Oriano (1911–1943) und Felix Bloch (1905–1983). Er startet im November 1924, in dem sich die drei Personen in Zürich gesehen haben könnten, und erzählt dann chronologisch und abwechselnd ihre drei Leben:
Emile Gilliéron ist ein Zeichner, der in Griechenland für berühmte Archäologen arbeitete, wie bereits sein Vater Emile Gilliéron, dessen Leben Capus ebenfalls ausführlich schildert. Laura d’Oriano ist wie ihre Mutter Sängerin und Tänzerin, wird aber wegen ihrer Sprachkenntnisse während des Zweiten Weltkrieges zur Spionin. Felix Bloch ist ein pazifistischer Atomphysiker, der schliesslich in den USA beim Bau der Atombombe mithilft.
Die drei Geschichten sind alle mit der Schweiz verbunden. Da ihre Protagonisten sich manchmal zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufgehalten haben, könnten sie sich auch getroffen haben, wie der Erzähler mehrfach spekuliert. (Wikipedia)
Laizität
Im heutigen französischen Verständnis ist Laizismus zu einem politischen Ideal geworden, das die Grundsätze der Neutralität des Staates gegenüber den Religionen, deren Gleichbehandlung sowie die Glaubensfreiheit zum Ziel hat. Laizität ist ein Verfassungsprinzip. Religion ist ausschließlich Privatangelegenheit, woraus folgt, dass Religion nicht nur keine staatliche, sondern auch keine öffentliche Funktion hat. In Anwendung dieses Grundsatzes wurde 1905 das gesamte Kirchenvermögen ohne Entschädigung verstaatlicht, wovon jene Teile, die „dem Kult dienen“, den einzelnen Glaubensgemeinschaften zur Nutzung überlassen werden können. Frankreich erkennt kirchliche Organisationen zwar in ihrer Existenz an, sie erhalten jedoch keine staatlichen Zuschüsse; allerdings existieren steuerliche Begünstigungen.
Frankreich ist eine laizistische Republik (république laïque), die weltanschauliche Neutralität des Staates entspricht meinen persönlichen Überzeugung (je suis laïque et athé). Mit den schweizerischen Landeskirchen hatte und habe ich immer meine liebe Mühe (ich bin vor bald 50 Jahren aus der Kirche ausgetreten). Der Verankerung Gottes auch in der revidierten Verfassung der Eidgenossenschaft („im Namen Gottes…“) habe ich seinerzeit im Nationalrat nicht zugestimmt. Dass der Kanton Bern die Pfarrerlöhne der Landeskirche bezahlt, halte ich für falsch. Die strickte Trennung von Kirche und Staat scheint mir auch für die Schweiz unabdingbar.
Nach den Terroranschlägen in Paris und den Massenmanifestationen zu Gunsten der Meinungsfreiheit ist die weltanschauliche Neutralität noch vermehrt in den Vordergrund gerückt. Die Erziehungsministerin Najat Vallaud-Belkacem hat gestern ein Programm vorgestellt, das die laizistischen Grundsätze (charte laïque) noch vermehrt in das Unterrichtsprogramm der Schulen einbauen will. Gegen religiösen Fundalismus hilft nur Aufklärung.
„Vielen Dank für das Leben“
So heisst ein Roman von Sibylle Berg: „Das ist kein Roman, das ist ein Manifest.“
Ein Buch, schwer auszuhalten, radikaler Pessimismus von Anfang bis am Ende. Die Geschichte:
Toto ist ein Wunder. Ein Waisenkind ohne klares Geschlecht. Zu dick, zu groß, im Suff gezeugt. Der Vater schon vor der Geburt abgehauen, die Mutter bald danach. Und doch bleibt Toto wie unberührt. Im kalten Sommer 1966 geboren, wandelt er durch die DDR, als ob es alles noch gäbe: Güte, Unschuld, Liebe. Warum, fragt er sich, machen die Menschen dieses Leben noch schrecklicher, als es schon ist? Toto geht in den Westen, wo der Kapitalismus zerstört, was der Sozialismus verrotten ließ. Nur zwei Dinge machen ihm Hoffnung – das Wiedersehen mit Kasimir und sein einziges Talent: das Singen. Es führt Toto bis nach Paris. Ein wütender, schriller Roman einer großen Autorin über das Einzige im Leben, was zählt.
Der Dank am Schluss gilt allen „die sich den Anfeindungen aussetzen, die persönliche Freiheit mit sich bringt“
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