Bäume und Landschaften
Gestern abend hat die Naturschutzorganisation Arbre & Paysage zu einem interessanten Informations- und Diskussionsabend eingeladen. Die wichtige Funktion der Feldbäume, Hecken und Naturelemente in der Kulturlandschaft im Zusammenhang mit der Biodiversität wurde anhand verschiedener neuer Studien und Feldaufnahmen instruktiv erläutert. Jean Pierre Sarthou (INRA-ENSAT) und Bruno Sirven erläuterten dem zahlreichen Publikum die überragende Bedeutung der Biodiversität für die Landwirtschaft.
Haben sie gewusst, dass auf einem einzigen Feldbaum 250 Tierarten leben?
Verglichen mit anderen Regionen Frankreichs (oder der Schweiz) ist die naturräumliche Gestaltung der Kultur-Landschaft im Gers immer noch hervorragend. Allein auf unserem Betrieb haben wir 5 km Hecken mit Krautsaum, 3 km Bachläufe, 20 ha artenreiche Orchideenwiesen, 10 ha Landes, 80 Eichen mit über 40 cm Stammdurchmesser, drei Wassertümpel und 28 seltene Orchideenarten….
Was kann schöner sein…
Ophrys du Gers (Ophrys aegirtica), das ist die schönste und grösste Ophrys, die wir hier bei uns finden.
…. und hier noch ein kleiner Auszug aus dem, was auf dem französischen Orchideenforum so abgeht!
Terroir
Es gibt keine exakte Übersetzung für das Wort terroir. Terrain ist ihm ähnlich, hat aber einen nicht so gefühlsbetonten Begriffsinhalt. Manche sehen darin nur einen Versuch gallischer Mystifizierung, die das Besondere am Boden und der Landschaft Frankreichs hervorheben und ihre unergründlichen Wirkungen auf die Qualität des französischen Weins verklären sollen.
Terroir gibt es überall, in jedem Garten sogar unterschiedliches, denn vor und hinter dem Haus sind die Wachstumsbedingungen für Pflanzen verschieden. Terroir bedeutet Wachstumsumfeld. Also nicht nur die physikalische Beschaffenheit des Bodens, die Durchlässigkeit des Unterbodens, die Exposition usw., nein auch das Makro- und Mikroklima, die Nebelgrenze, der Grundwasserstand usw. werden mit dem Begriff „terroir“ gemeint.
Auch wenn durch das Hervorheben des Terroirs die Vielfalt der französischen Weine unübertrefflich ist, für den Export nach China beispielsweise drängen sich auch in Frankreich mehr und mehr Vereinfachungen und klare Qualitätsbezeichnungen auf.
Wer kann schon die folgenden Kategorien und Qualitätsbezeichnungen klar und eindeutig unterscheiden:
AOC (Apéllation d’Origines Contrôlée)
VDQS (Vins De Qualité Superieure)
Vins de pays
Vins de table
Mise en bouteille au château/domaine/à la propriété
Cru
Cru classé
Grand Cru
Premier Cru
usw.
Natürlich gehört sehr viel Brimborium zu der Weinkultur und offenbar schätzen das die europäischen Konsumenten und sie sind auch bereit, für gewisse Weine irrationale Phantasiepreise zu bezahlen.
Für den Export nach China funktioniert diese Bezeichnungsvielfalt offenbar nicht mehr. Jedenfalls ist der französische Landwirtschaftsminister daran, einfachere und verständlichere Qualitätsbezeichnungen zu erlassen.
Wie wär’s mit meinem cuvée de garage?
Bauer – paysan
„Je trouve plus de plaisir à labourer, à semer, à planter, à réceullir qu’à faire des tragédies“
(Voltaire)
…. ich kann nur sagen: ich auch!
Beamter – fonctionnaire
Dans une cour de récréation, trois gamins discutent:
Le premier dit: Oui moi mon papa, il est l’homme le plus rapide au monde.
Les autres : Ah bon !!!
Le premier: Ben oui, il fait Paris-Lyon en 2 heures.
Les autres: Eh!!
Le premier: eh oui il est conducteur de TGV
Les autres : AH bon
Silence et réflexion
Le deuxième : Eh bien, moi mon papa il est l’homme le + rapide
Les autres : n’importe quoi
le deuxième: mais non, mon papa il fait Paris-New York en 2 heures.
Les autres: tu déconnes hé hé
Le deuxième: ben non , il est pilote de concorde hé hé.
Silence et le troisième qui ne se sent pas bien.
Le troisième: Eh bien, moi mon papa il est plus rapide que vos papas
Les autres: non, non ce n’est pas possible, que fait ton papa???
Le troisième: Eh bien, mon papa est dessinateur à la DDE (Beamter beim französischen Strassenbauamt), il termine son
boulot à 5 heures, et à quatre heures il est déjà à la maison.
Entre les murs
Das Regenwetter zwingt uns oft „entre les murs“, also an den Küchentisch. Genau so heisst der französische Film von Laurent Cantet, der gestern in Cannes die Goldene Palme gewonnen hat:
Lehrerfilm, das wirkt didaktisch, der Film aber, der fast ausschliesslich in einem Klassenzimmer spielt, ist es nicht. Mit einer Intensität, die einen von der ersten fast bis zur 128. Minuten bannt, schildert «Entre les murs» den Alltag eines Pariser Lehrers, der seiner multikulturellen Klasse nicht nur die Finessen der französischen Sprache, sondern auch Mündigkeit und Verantwortung zu vermitteln versucht. Der Film ist authentisch wie ein Dokumentarfilm – und das nicht nur aus stilistischen Gründen: Er basiert auf dem gleichnamigen autobiografischen Roman von François Bégaudeau. Dieser übernahm gleich selbst die Rolle des Lehrers, die Schüler werden allesamt von Laien verkörpert. (E-Bund von heute)
Allerdings wird hier am Compi mit unseren Gästen (noch) nicht über diesen Film debattiert, sondern (wie könnte es anders sein) über das !
Susanna Majuri
Das Centre de photographie de Lectoure hat im „Pays Portes de Gascogne“ vom 26. April bis 1. Juni wieder eine reizvolle Fotoausstellung realisiert. Ausgestellt wird in verschiedenen Dörfern der Umgebung (Avezan, Miradoux, L’Isle-Bouzon, Lectoure) in diversen historischen Gebäulichkeiten oder entlang von Spazierwegen.
Susanna Majuri, Histoires de coeur
Ausstellung in einem ehemaligen Pigeonnier
Bambi
Das kleine Rehkitz scheint sich nicht darum zu kümmern, dass halb Frankreich gegen die Rentenreform streikt. Wir auch nicht. Stephanie ist gestern diese seltene Aufnahme gelungen.
PAC – Gemeinsame Agrarpolitik
In Brüssel wird dieser Tage wieder einmal diskutiert, wie es mit der PAC (politique agricole commune) weitergehen soll. Spätestens ab 2013 werden in der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik grundlegende Änderungen erwartet. Gut möglich, dass angesichts der weltweiten Nahrungsmittelkrise und der damit verbundenen Preisexplosionen auf den landwirtschaftlichen Rohstoffmärkten gewisse Revisionen vorgezogen werden.
Klar ist bereits, dass die seit 1988 bestehende Verpflichtung der Bauern, 10% ihrer Betriebsfläche als Brachland stillzulegen, sofort und definitiv aufgehoben wird. Angesichts der schwindenden Getreidevorräte sicher verständlich, aus der Sicht der Biodiversität und der Erhaltung der Artenvielfalt allerdings eine oekologische Katastrophe!
Aufgehoben werden sollen in der EU (wie in der Schweiz bereits realisiert) die staatliche Milchmengenkontingentierung. Ich erinnere mich, wie die Milchproduzenten sich in ganz Europa vor einer Generation mit vehementen Grossdemonstrationen gegen die Einführung der einzelbetrieblichen Milchquoten gewehrt haben…. Jetzt befürchten sie, dass die Aufhebung der staatlichen Mengenbeschränkung einen Schritt weiter in Richtung industrielle Landwirtschaft führt. Mit durchschnittlichen Milchkontingenten von 200’000 bis 300’000 Litern Jahresproduktion, glaubt man ohnehin, einigermassen optimale Betriebs- und Herdengrössen erreicht zu haben.
Was die Direktzahlungen betrifft, soll die Bindung zwischen Subvention und Produktion vollständig aufgehoben werden. Mit anderen Worten: Bauern und Bäuerinnen erhalten künftig einen festen Beitrag pro Flächeneinheit (Hektare), unabhängig davon, was sie auf dieser Fläche gerade produzieren. Frankreich hat sich bisher darin gefallen, ein kompliziertes System von Beitragszahlungen aufrechtzuerhalten, dass je nach Produkt und historischen Anbauflächen unterscheidet und zunehmen zu Ungerechtigkeiten geführt hat.
Ironie der Geschichte: die 1998 in der Schweiz abgelehnte Kleinbauerninitiative wird jetzt in den Grundzügen von der EU kopiert. Kein Wunder, dass auch hier die Grossbauernlobby dagegen Sturm läuft….
Affaire à suivre!
leave a comment