AUSWANDERERBLOG

PAC – Gemeinsame Agrarpolitik

Posted in Politik by ruedibaumann on Mai 22, 2008

In Brüssel wird dieser Tage wieder einmal diskutiert, wie es mit der PAC (politique agricole commune) weitergehen soll. Spätestens ab 2013 werden in der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik grundlegende Änderungen erwartet. Gut möglich, dass angesichts der weltweiten Nahrungsmittelkrise und der damit verbundenen Preisexplosionen auf den landwirtschaftlichen Rohstoffmärkten gewisse Revisionen vorgezogen werden.

Klar ist bereits, dass die seit 1988 bestehende Verpflichtung der Bauern, 10% ihrer Betriebsfläche als Brachland stillzulegen, sofort und definitiv aufgehoben wird. Angesichts der schwindenden Getreidevorräte sicher verständlich, aus der Sicht der Biodiversität und der Erhaltung der Artenvielfalt allerdings eine oekologische Katastrophe!

Aufgehoben werden sollen in der EU (wie in der Schweiz bereits realisiert) die staatliche Milchmengenkontingentierung. Ich erinnere mich, wie die Milchproduzenten sich in ganz Europa vor einer Generation mit vehementen Grossdemonstrationen gegen die Einführung der einzelbetrieblichen Milchquoten gewehrt haben…. Jetzt befürchten sie, dass die Aufhebung der staatlichen Mengenbeschränkung einen Schritt weiter in Richtung industrielle Landwirtschaft führt. Mit durchschnittlichen Milchkontingenten von 200’000 bis 300’000 Litern Jahresproduktion, glaubt man ohnehin, einigermassen optimale Betriebs- und Herdengrössen erreicht zu haben.

Was die Direktzahlungen betrifft, soll die Bindung zwischen Subvention und Produktion vollständig aufgehoben werden. Mit anderen Worten: Bauern und Bäuerinnen erhalten künftig einen festen Beitrag pro Flächeneinheit (Hektare), unabhängig davon, was sie auf dieser Fläche gerade produzieren. Frankreich hat sich bisher darin gefallen, ein kompliziertes System von Beitragszahlungen aufrechtzuerhalten, dass je nach Produkt und historischen Anbauflächen unterscheidet und zunehmen zu Ungerechtigkeiten geführt hat.
Ironie der Geschichte: die 1998 in der Schweiz abgelehnte Kleinbauerninitiative wird jetzt in den Grundzügen von der EU kopiert. Kein Wunder, dass auch hier die Grossbauernlobby dagegen Sturm läuft….
Affaire à suivre!