AUSWANDERERBLOG

Pauvre Suisse…

Posted in Politik by ruedibaumann on November 29, 2009

Das Schweizer Volk hat mit 57% Ja gesagt zu einer menschenrechtswidrigen, rassistischen Initiative, lanciert von populistischen, rechtsextremen, religös-nationalistischen Scharfmachern.
Stellvertretend eine Reaktion eines französischen „Le Monde“-Lesers zur Annahme der Anti-Minarett-Initiative :

„Alors on fait quoi ? On ferme nos frontières avec la Suisse, on expulse les diplomates helvètes et on interdit la présence de ses banques sur notre sol. Ce serait une juste réponse à ce pays qui pratique le racisme, la vente d’arme, le détournement de fond et l’intégrisme religieux de manière systématique, tout ça en se drapant dans une pseudo-neutralité qui n’est en fait qu’une vraie compromission. Le pire, c’est qu’ils risquent de faire tâche d’huile“

Wahrlich kein guter Tag für die Schweiz!

Kommentar auf Spiegel-Online:

(–) Das Votum wird zweifellos das Bild der Schweiz in der Welt verändern. Das Land, das sich gerne als neutrale Hüterin der Menschenrechte sieht, das Land, in dem das Rote Kreuz gegründet wurde und die Genfer Konvention beschlossen wurde – dieses vermeintliche demokratische Musterland missachtet das Menschenrecht der freien Religionsausübung und diskriminiert eine einzelne Religionsgruppe, die Muslime.

Das Verbot wird folgenschwere Auswirkungen haben – es wird nicht die Integrationsprobleme in der Schweiz beseitigen, aber es wird die Schweiz international vor große Probleme stellen. Die Schweizer Banken und die Schweizer Wirtschaft, die mit der ganzen Welt, auch mit der arabischen Welt, eng verflochten sind, werden darunter zu leiden haben – und womöglich auch der Tourismus. Es wird die Schweiz für muslimische Länder auch in ihrer Glaubwürdigkeit als Vermittlerin beschädigen, sei es als diplomatische Vertreterin der USA in Iran oder im Konflikt zwischen Armenien und der Türkei. Und schließlich wird es das Verhältnis der Schweizer zu ihren Muslimen massiv belasten – und erst recht jene Abkapselung vom Rest der Gesellschaft fördern, gegen die die Initiative angeblich gerichtet war.

Für die Schweiz ist das auch deswegen bedauerlich, weil sie im vergangenen Jahr schon viel von ihrer Strahlkraft verloren hat: Die großen Wirtschaftsmächte der Welt attackierten sie, weil sie Steuerflüchtlinge schützt, und die Regierung musste das mythische Bankgeheimnis in weiten Teilen opfern. Ihre größte Bank, die UBS, geriet wegen der Finanzkrise und wegen illegaler Aktivitäten an den Rand des Zusammenbruchs. Auch die Verhaftung des Starregisseurs Roman Polanski in Zürich bescherte ihr unliebsame Publizität. Dass ihre Bürger nun eine Religion völkerrechtswidrig diskriminieren, beschädigt ihren Ruf weiter. (–)

LGV Bordeaux – Toulouse

Posted in Diverses by ruedibaumann on November 28, 2009

Die Schweiz ist wesentlich näher bei Paris als der Südwesten Frankreichs. Das hat Vor- und Nachteile (on n’est pas à Paris ici…). Die Zugreise Toulouse-Paris dauert zur Zeit 5 h 17.
Das soll sich nun ändern. Die Pläne für den Bau einer neuen LGV-Strecke (line grande vitesse) Bordeaux – Toulouse nehmen langsam Formen an. Die Strecke misst rund 200 km und wird die Städte Agen und Montauban anschliessen. Offen ist noch, ob der neue TGV auf neuen Stationen „auf freiem Feld“ halt machen soll, oder ob er durch die bestehenden Bahnhöfe geschleust wird.
Die Linienführung umfasst zur Zeit noch mehrere Varianten in einem etwa 500 m breiten Korridor. Zurzeit sind umfangreiche Konsultationsverfahren bei der örtlichen Bevölkerung im Gange wie gestern die Regionalzeitung „La Dépèche du Midi“ berichtet hat.
Im Jahre 2020 soll die neue Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke (360km/h) eröffnet werden. Paris wird dannzumal innert drei Stunden erreicht werden können. Im Tal der Garonne werden im Laufe des nächsten Jahrzehnts umfangreiche Bauarbeiten notwendig werden.

LGV Bordeaux – Toulouse

Noch keine Winterruhe

Posted in Von Tag zu Tag by ruedibaumann on November 27, 2009

Wahrscheinlich ist das milde Herbstwetter dafür verantwortlich, dass sich unsere zahlreichen Laubfrösche noch nicht zur Winterruhe begeben haben. Jeden Abend vollführen sie ihre Kletterkünste an unseren Stuben- Küchenfenstern. Schöne Tiere!

Pferde stehlen

Posted in Diverses by ruedibaumann on November 26, 2009

Mein Lesetip für Leute „die die tatsächlichen Verrichtungen arbeitender Menschen im ländlichen Raum“ schätzen: Der Roman „Pferde stehlen“ von Per Petterson hat mich begeistert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.04.2006:

Christoph Bartmann ist ergriffen: „Eindringlicher als Per Petterson kann man von Leuten in ihrer Landschaft nicht erzählen“, so lautet das kritische Fazit seiner mit Heideggerschen Untertönen versehenen Rezension. In der Sprache Pettersons sei die „Weite“, „Härte“, „Schönheit“ und „Gleichgültigkeit“ der norwegischen Natur eingefangen, so der Rezensent, und in der Umsetzung bedeutet das, dass Pettersons Sprache eine „rhythmische, frei atmende, manchmal wehmütige und fast schmerzhaft konkrete Sprache“ ist. Erzählt wird in dieser Sprache vom alten Trond, 67, der sich, an den Ort seiner Kindheit zurückgekehrt, an die Ereignisse der Kriegszeit erinnert: Wie sein Vater ein Verhältnis hatte mit der Nachbarsfrau, wie die beiden gemeinsam im Untergrund gegen die nationalsozialistischen Besatzer operierten, wie der eine Sohn der Nachbarn aus Versehen den anderen erschoss. Von solcher Zeit von „Idyll und Drama“ erzählt Petterson „zutiefst und willentlich unwitzig, ja sogar ideenarm“, wie Bartmann feststellt. Denn anstatt sich, wie die modernen Medien, in der Darstellung von Ideen zu verstricken, erzählt der norwegische Autor lieber „von den tatsächlichen Verrichtungen arbeitender Menschen im ländlichen Raum“. Das sei selten, und also, folgert Bartmann, sei es poetisch. Den geschilderten Ereignissen eigne eine ganz eigene Evidenz, „so ruhig und so leuchtend“ komme das alles daher.

Pferde stehlen

Teiche – Mares

Posted in Agrikultur by ruedibaumann on November 25, 2009

Zwei Techniker von der ADASEA haben uns heute beraten, wie mit den Feuchtgebieten und kleinen Teichen auf unserem Hof umzugehen ist. Leider werden auch hier immer noch kleine Tümpel aufgefüllt und als Bewirtschaftungshindernis weggeräumt. Wir haben drei Teiche auf unserem Hof, die wir selbstverständlich im Interesse einer vielseitigen Flora und Fauna erhalten wollen. Damit sie nicht verlanden, müssen wir von Zeit zu Zeit das Schilf entfernen.

Les mares: un potentiel écologique et économique…
un écosystème original crée par l’homme…
élément remarquable du patrimoine local…
au multiples fonctions…
mais fragile et menacé!

Spatenstich

Posted in Diverses by ruedibaumann on November 24, 2009

Der Spatenstich für unsere Solaranlage ist erfolgt. Durch diesen Graben soll künftig der selbst erzeugte Photovoltaik-Strom fliessen. Aber noch gibt es viel zu tun…

Energiewirt

Orchideen-Geschichte

Posted in Orchideen by ruedibaumann on November 23, 2009

Orchidophile machen keinen Winterschlaf:
Zurzeit sind die Orchideen-Experten nicht mehr im Feld sondern vor ihrem Compi, wo sie ihre eigenen Bilder sichten und ordnen und im Internet die Diskussionsforen durchforsten nach interessanten Sujets. Einer dieser Experten ist dabei auf ein Blümlein gestossen, das bei uns wächst.

Im Mai fand Stephanie diese unbekannte Orchidee:

wir haben darüber berichtet

Damals wurde diese Blume von einem Orchideen-Kenner identifiziert als Hybrid zwischen A. Pyramidalis und Serapias vomeracea. Damit war für uns die Geschichte erledigt. Was wir damals nicht wussten: so etwas gibt es bisher gar nicht.
Inzwischen ist die Diskussion um diese Blume neu entfacht und heute wissen wir mehr: Ein ähnlicher Hybrid wurde zwar einmal beschrieben in der europäischen Orchideen-Litertur…… 1921! Damals noch ohne Foto, nur mit Zeichnung, und es ging um eine Kreuzung mit Serapias lingua. Eine Kreuzung mit Serapias vomeracea jedoch ist bis heute nicht bekannt. Ausser vielleicht jetzt eben hier…..? Wir warten mal ab, ob sich das Blümlein im Mai 2010 wieder zeigen will, damit es dann richtig in die Orchideen-Geschichte eingehen kann!
Ganze Diskussion zum Thema hier !

Bodenerosion

Posted in Agrikultur by ruedibaumann on November 22, 2009

In der ersten Novemberwoche hat es hier 101 mm geregnet. Das ist viel für hiesige Verhältnisse. Die Niederschläge haben in unserer Nachbarschaft auch gleich zu Hangrutschen und Erosionsgräben geführt. Der grossflächige Ackerbau an relativ steilen Hängen im Gers begünstigt natürlich diese verhängnisvolle Entwicklung.

In diesem nach Norden exponierten, vor drei Wochen angesäten, grossen Getreidefeld sieht man von weitem, dass etwas nicht stimmt…

und bei näherer Betrachtung zeigt sich das ganze Ausmass des Hangrutsches…

mindestens zwei Meter tief…

und dreissig Meter lang ist der Hang abgerutscht!

Anderenorts zeigt sich die typische Streifenerosion, mit immer tieferen Erosionsgräben.

Zu intensiver Ackerbau, zu enge Fruchtfolge, zu wenig Landschaftselemente wie Hecken und Bäume und zu grosse Felder sind alles Faktoren, die die Bodenerosion begünstigen.

Waffenausfuhrverbot

Posted in Politik by ruedibaumann on November 21, 2009

Als Auslandschweizer haben wir natürlich schon vor Tagen brieflich Ja gestimmt für die Volksinitiative „Für ein Verbot von Kriegsmaterial-Exporten“, wohlwissend, dass das Volksbegehren leider einmal mehr höchstwahrscheinlich mehrheitlich abgelehnt werden wird.
Mit dem Argument, es würden Arbeitsplätze verloren gehen, kann man in der Schweiz (und wahrscheinlich nicht nur dort) jede noch so gute Vorlage bodigen. Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral…

Nichts Neues unter der Sonne könnt man auch sagen: bereits 1972 haben wir uns mit grossem Einsatz für eine Waffenausfuhrverbotsinitiative engagiert. Auch damals wurde von der Industrie der Arbeitsplatzverlustteufel an die Wand gemahlt und versprochen, künftig würden schweizerische Waffen nie mehr in Krisengebiete exportiert (was nachweislich in den letzten 37 Jahren nicht eingehalten wurde).

Die Waffenausfuhrverbotsinitiative wurde trotz der schrecklichen Kriegsbilder aus Vietnam mit 585’046 Ja zu 592’833 Nein äussserst knapp abgelehnt.

Wer, wenn nicht die Schweizer, könnten etwas zu einer anderen, etwas besseren Welt beitragen (die Schweizerinnen werden zum Glück mehrheitlich richtig stimmen)!

Gsäit isch!

Posted in Bauernland by ruedibaumann on November 20, 2009

Gsäit isch, itze muess es nume no wachse….

Nach ein paar Tagen beginnt die mechanische Unkrautbekämpfung mit „Blindstriegeln“.