AUSWANDERERBLOG

Pferde stehlen

Posted in Diverses by ruedibaumann on November 26, 2009

Mein Lesetip für Leute „die die tatsächlichen Verrichtungen arbeitender Menschen im ländlichen Raum“ schätzen: Der Roman „Pferde stehlen“ von Per Petterson hat mich begeistert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.04.2006:

Christoph Bartmann ist ergriffen: „Eindringlicher als Per Petterson kann man von Leuten in ihrer Landschaft nicht erzählen“, so lautet das kritische Fazit seiner mit Heideggerschen Untertönen versehenen Rezension. In der Sprache Pettersons sei die „Weite“, „Härte“, „Schönheit“ und „Gleichgültigkeit“ der norwegischen Natur eingefangen, so der Rezensent, und in der Umsetzung bedeutet das, dass Pettersons Sprache eine „rhythmische, frei atmende, manchmal wehmütige und fast schmerzhaft konkrete Sprache“ ist. Erzählt wird in dieser Sprache vom alten Trond, 67, der sich, an den Ort seiner Kindheit zurückgekehrt, an die Ereignisse der Kriegszeit erinnert: Wie sein Vater ein Verhältnis hatte mit der Nachbarsfrau, wie die beiden gemeinsam im Untergrund gegen die nationalsozialistischen Besatzer operierten, wie der eine Sohn der Nachbarn aus Versehen den anderen erschoss. Von solcher Zeit von „Idyll und Drama“ erzählt Petterson „zutiefst und willentlich unwitzig, ja sogar ideenarm“, wie Bartmann feststellt. Denn anstatt sich, wie die modernen Medien, in der Darstellung von Ideen zu verstricken, erzählt der norwegische Autor lieber „von den tatsächlichen Verrichtungen arbeitender Menschen im ländlichen Raum“. Das sei selten, und also, folgert Bartmann, sei es poetisch. Den geschilderten Ereignissen eigne eine ganz eigene Evidenz, „so ruhig und so leuchtend“ komme das alles daher.

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