Frankreich steht still
Hier in der Provinz, auf den Einzelhöfen der Gacogne ist es ruhig wie immer. Möglich dass heute Josianne, unsere Briefträgerin, nicht kommt.
Acht Gewerkschaften haben zum landesweiten Streik aufgerufen, der wie man hört, sehr gut befolgt wird. Im Nahverkehr (Vorortszüge, Busse und Metro) geht fast gar nichts mehr. Die TGV fahren nicht. Viele Leute sind daher schon gar nicht zur Arbeit erschienen. Wer nicht zu Fuss gehen kann, versucht es mit dem Velo oder mit freien Plätzen in Privatwagen. Die Ve(lo)lib, die neuartigen Velovermietungs-Stationen in den grossen Stätten sind ausgebucht.
Landesweit gestreikt wird wegen der Absicht der Regierung, die Pensionierungsregelungen im öffentlichen Dienst denen der Privatwirtschaft anzupassen. Bisher können viele der staatlich Besoldeten bereits ab 50 oder 55 in Pension gehen. Sarkozy will nun aber das Rentenalter 60, das heisst 40 Beitragsjahre, für alle durchsetzen. Schliesslich sei die „Égalité“ ein Grundpfeiler der französischen Gesellschaft….
Mich erstaunt immer wieder, wie gelassen die Grande Nation mit Arbeitskämpfen umgeht. Beim Publikum können die Streikenden in aller Regel auf sehr viel Sympathie zählen. Widerstand gegen die Staatsgewalt gehört eben auch zu den Errungenschaften der französischen Revolution: Liberté, Égalité, Fraternité….
Vive la France (schliesslich haben wir gestern abend im Fussball wieder mal gewonnen!)!
Wie stehst du persönlich bei diesem Thema zu den Forderungen der Gewerkschaften?
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@DominikIch bin für starke Gewerkschaften. Nur starke Gewerkschaften können die sozialen Errungenschaften der ArbeitnehmerInnen erfolgreich veteidigen.Allerdings widersprechen die unterschiedlichen Rentenregelungen dem Postulat der Gleichheit (Égalité!).Je nach Berufsgattung sind die Erschwernisse (pénibilité) sehr unterschiedlich (Schichtarbeit, körperliche Anstrengungen usw.), was mittels Beitragsjahren oder Lohn abgegolten werden könnte. Es wird eine Verhandlungslösung gesucht werden müssen.Alles Gute in KanadaRuedi Baumann
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Danke für die Antwort, bin da gleicher Meinung.Gibt es eigentlich in der Zwischenzeit neues dazu? Vor lauter CH-Wahlen hab ich da nichts mehr gehört…
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@DominikKleinere Gewerkschaften führen den Arbeitskampf weiter, was zu Problemen bei einigen Vorortszügen geführt hat. Ende Oktober wollen die Gewerkschaften entscheiden ob und wann neue Arbeitsniederlegungen stattfinden sollen, falls keine Verhandlungslösung gefunden wird.
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