Hanf-Rüedu
Vor zehn Jahren, am 20. Juni 1997 stand im Berner „Der Bund“ fogende Notiz:
„Den Sieg der sozialistischen Schwestern und Brüder im benachbarten Frankreich hatten die SP-Nationalratsmitglieder mit Rosen gefeiert. Gestern Donnerstag fand der Blumen- und Pflanzenreigen unter der Bundeshauskuppel seine Fortsetzung: Auf den Pültchen der grünen Fraktion standen filigrane Gewächse, die in der Bundesstadt zunehmend auch auf Balkonen und Fenstersimsen auftauchen. Der Berner Nationalrat Ruedi Baumann reichte eine Motion ein, die verlangt, Cannabisprodukte seien von der Liste verbotener Betäubungsmittel zu streichen. Aus Angst vor weiteren allzu blumigen Politmanifestationen liess Ratspräsidentin Judith Stamm die Hanfpflänzchen entfernen. Baumann bot diese daraufhin in der Wandelhalle zum Kauf an, doch das Geschäft lief nicht gut. Möglicherweise befürchteten die Ratsmitglieder weitere Repressalien seitens des Ratsbüros, so dass die Pflanzen wohl bald auf dem illegalen Parlamentsmarkt zu haben sein werden.“
Leider hat es das Parlament in der Folge knapp abgelehnt, eine vernünftigen Umgang mit Hanfprodukten gesetzlich zu verankern und es ist denn auch in der (langen) Zwischenzeit trotz unendlichen polizeilichen Repressionsmassnahmen nicht gelungen, den Cannabiskonsum zu reduzieren. Ganz im Gegenteil, eine eigentliche Drogenmafia streicht hohe Gewinne ein und vermischt den Handel mit weichen und harten Drogen zunehmend.
Kein Wunder, dass heute die Eidgenössische Kommission für Drogenfragen (EKDF) dazu aufruft, die in diesem Jahr zur Abstimmung gelangende Volksinitiative für eine vernünftige Hanfpolitik anzunehmen.
Die EKDF setzt sich weiterhin für einen straflosen Cannabiskonsum ein. Prävention sei wirkungsvoller als Verbote.
Wie die EKDF heute mitteilte, bleibe sie bei der Empfehlung, den Konsum von Cannabis nicht zu bestrafen, sondern zu regulieren. Demnach wäre das Kiffen lediglich an bestimmten Orten zu bestrafen, etwa in öffentlichen Räumen oder auf dem Schulareal. Eine Verharmlosung des Cannabiskonsums sei nicht gerechtfertigt, hält die Kommission fest. Die Schädlichkeit des Kiffens für die Lungen sei erwiesen und der Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und erhöhtem Risiko für psychische Erkrankungen belegt.
Nicht nachgewiesen sei hingegen der Erfolg der Bestrafung der Konsumenten. Die Erfahrungen mit Alkohol und Tabak zeigten, dass mit Regulierungsmassnahmen der Jugendschutz verbessert werden könne. Die Kommission ist der Auffassung, «dass trotz einer nach wie vor ungelösten Cannabisproblematik Prävention und Therapie unter den Bedingungen eines streng regulierten Marktes wirkungsvoller wären als unter den Bedingungen der aktuellen Prohibition».
Übrigens: In Frankreich wird mit grossem Polizeiaufgebot jedes Balkon-Hanfpflänzchen rigoros bekämpft und die Besitzer unerbittlich verurteilt. Gekifft wird aber in Frankreich offenbar nicht weniger. Cannabis wird illegal mit Sattelschlepper aus Marokko eingeführt…
Volksinitiative für eine vernünftige Hanfpolitik mit wirksamem Jugendschutz
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