Frühlingssonne?
Das schlechte Wetter in den letzten zwei Monaten behinderte die Feldarbeiten: Der Körnermais ist noch nicht überall geerntet. Die Aussaat von Wintergetreide war sehr erschwert und ist noch nicht abgeschlossen. Wintergemüse konnte vielerorts wegen den gefrorenen Böden nicht geerntet werden und ist jetzt sehr teuer.
Bei Feldbegehungen plane ich das Agrikulturjahr 2009.
Soll ich, wie geplant, die Luzerne noch ein oder zwei Jahre stehen lassen? Das würde aber bedingen , dass ich die Heuernte besser verkaufen kann als im letzten Jahr (rund 150 Grossballen haben wir immer noch eingelagert…). Oder soll ich wieder Sonnenblumen anbauen? Wieviel? 20, 30, 40 oder gar 50 Hektaren? Um der Raygras-Verunkrautung beizukommen, müsste ich aber erstmals pflügen (wir haben bisher pfluglosen Ackerbau betrieben). Aber ich habe keinen Pflug! Kaufen oder mieten? Falls kaufen: 3 oder 4 Scharen? Neu oder occasion? Der Pflug muss wegen dem felsigen Untergrund eine hydraulische Non-Stopp-Einrichtung haben. Stufenlose hydraulische Einstellung der Arbeitsbreite wäre in unserem hügeligen Gelände wünschbar aber sehr teuer….
Viele offene Fragen aber auch Vorfreude auf die kommenden Feldarbeiten. Insbesondere wenn die ersten Strahlen der Fühlingssonne besseres Wetter ankündigen…

Der Hof ist wahrscheinlich zu klein, das Land zu wenig vielseitig ackerbaulich nutzbar, um den Aufwand für vernünftige Maschineninvestitionen zu rechtfertigen.Folgende Strategien sind aus meiner Sicht zu prüfen:a) Vorwärtstrategie: Alle Mittel in eine Vergrösserung investieren. Option: Verzehnfachen (auch wenn das illusorisch tönt). Anbau reduzieren auf die Kulturen, welche in diesem steinigen Hügelland guten Erfolg abwerfen (sinnvolle Oekobilanzen erreicht man nur, wenn auch das Ertragsziel relativ hoch ist). Schlagkräftige Maschinenkette aufbauen. Hohe Raufuttererträge anpeilen und diese direkt vermarkten (nicht über Händler). Hohe Wertschöpfung mit viel Output erzielen.b) Regionale Kooperation: Keine Investitionen in Maschinen, Kooperation mit Tierhalterbetrieb in der Region mit dem Ziel, für diesen Betrieb optimale Raufutterproduktion. Option: Gegenseitige finanzielle Beteiligung, mit dem Ziel, die Vermarktungskette bis auf den Ladentisch/bis zum Konsumenten gemeinsam zu machen. Dazu: Landarbeiten erledigen lassen und Manpower in Aufbau einer Absatzkette investieren. Hintergrund für diese Strategie: Das Land eignet sich vor allem für die Graswirtschaft = Veredelung über die Tierhaltung.c) Verpachten: Der grossteil des Landes verpachten und auf einer kleinen Fläche weiterfahren mit geeigneter Tierhaltung (Beef, Pferde, Ziegen, Schafe…) Dazu parallel in Agrotourismus einsteigen und die landschaftlichen Schönheiten der Gascogne anpreisen. Potential (gute Connections in die CH) ist vorhanden.d) Wie Bisher-Strategie: Wenig erfolgsversprechend, weil keine Aussichten für Nachfolgegeneration, da der Hof zu wenig abwirft um eine Familie zu ernähren.Zusammengefasst erscheint mir die Kooperations-Variante als prüfbar, aber auch a) könnte interessant sein, braucht aber viel Land. Ob Sonnenblumen oder Luzerne spielt keine Rolle, das Ertragspotential ist vom Wetter und den Bedingungen abhängigAus meiner Sicht muss ein Landwirtschaftsbetrieb – egal wo auf der Welt er liegt – alles tun und vorkehren, damit im Grundsatz eine Familie davon leben kann, den jeweiligen regionalen Verhältnissen entsprechend. Nur diese Strategie muss ein „rechter“ (was ist das?!) Bauer anstreben.Viel Glück und viel Durchhaltwillen wünscht Urs Eggimann
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@Urs EggimannDanke für die variantenreiche Beratung.Allerdings muss ich gestehen, dass für uns verschiedene Varanten nicht in Frage kommen, weil wir die Prioritäten doch ganz anders setzen. Was soll ich mit einem hoch verschuldeten Betrieb von 700 Hektaren? Wir waren zeitlebens Nebenerwerbsbauern und sind damit sehr gut gefahren, auch wenn wir damit in ihren Augen keine „rechten“ Bauern sind ( wir sind eben Linke…). Unsere Art zu wirtschaften braucht nicht „Durchhaltewillen“ sondern bietet Freiheit und Lebensqualität, von denen viele „rechte“ Bauern nur träumen können…Alles GuteRB
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Sehr geehrter Herr BaumannEs tut mir leid, wenn bei Ihnen das Stichwort ‚rechts‘ als einzigen Reflex einen politischen auslöst. Wenn Sie meinen Kommentar nochmals durchlesen, werden Sie vielleicht merken, dass da keine Politik drinsteckt.Es tut mir auch leid, dass bei Ihnen mein ein Sie gerichteter Wunsch nach Glück und Durchhaltewillen ein Bedürfnis auslöst, zu erklären, dass eine Betriebsvergösserung oder eine Kooperation mit einem Nachbarbetrieb eine Einbusse an Lebensqualität oder Freiheit bedeutet.Also nochmals: Bauersein kann auch bedeuten, dass man den ehrlichen Willen hat für sich und seine Familie eine langfristige Existenz aufzubauen.Bauersein kann auch bedeuten, eine Betriebsvergrösserung als Chance und eine Kooperation als Glücksfall in Betracht zu ziehen und diesen Weg mit Durchhaltewillen (da stand nix von Verbissenheit und wenig Freizeit) zu verfolgen.Klartext: Machen Sie was Sie wollen dort unten auf Ihrem Hobbybetrieb und hocken Sie ruhig ein bisschen auf ihren defizitären Heuballen herum, aber bevor Sie einen Pflug anschaffen, würde ich mal abklären, wie gross dass er sein darf, dass Ihr Traktor noch dazu passt.Aber lassen Sie es, den Eindruck zu erwecken, dass das was Sie betreiben, irgendwie nachhaltig sei.Sie Sind eine Uebergangslösung.
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Aber aber!…muss diese „Hegelei“ denn wirklich sein? Männer,Männer, Männer!Was ist, wenn die Bäuerin einen „grossen Schulsack“im Rücken hat, ihre Fähigkeiten ausser Hof einbringen kann, ihr Mann dazu bereit ist, ein en Teil der „Frauenarbeit“zu übernehmen- (was,ausser Kinderkriegen ist das?)-und so auch ein kleinerer Hof überleben kann?Ich kenne die diesbezüglichen Verhältnisse in Frankreich recht gut- und es funktioniert dort ohne grosse Diskussionen!(Dies zum Thema immer grösser, immer mehr!)Uebrigens: Ich komme eben von einer Berichterstattung zurück, die in Franken etwa die Höhe des heutigen Milchgeldes bringen wird…..
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sehr geehrte HelenWenn ich recht lese, ist es Herr Baumann, der den Hegel gezogen hat. Das ist eben seine Art von politischer Verstümmelungstaktik.Nun denn.Ich ziehe den Hut vor der riesigen Arbeit, welche die Frauen auf den Höfen auf sich nehmen. Wenn eine Frau das Bedürfnis und die Fähigkeiten hat, sich ausser Hof einzusetzen, dann sollte der Mann aus meiner Sicht alles tun, um dies zu ermöglichen, selbstverständlich gehört auch die Uebernahme von Hausarbeit.Aber ich würde dann in diesem Fall meine ursprünglichen Varianten b oder c (siehe oben) vorziehen. Auf jeden nicht in Maschinen investieren, denn die lassen sich nicht effizient einsetzen.Dann noch eine Bemerkung zur Nebenerwerbslandschaft: Es gibt ganze Landstriche (zum Beispiel das Emmental oder das Toggenburg) wo seit jeher die Nebenerwerbslandwirtschaft eine zentrale Rolle spielt. Dagegen ist absolut nichts einzuwenden. Aber auch hier muss die jeweilige Strategie für jeden Betrieb definiert werden. Auch auf einem klassischen Nebenerwerbshof mag es auf die Dauer nicht aufgehen, Heu in grossem Stil mit einem Deckungsbeitrag von 150 Euro pro Hektar zu produzieren.
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Es kam einmal ein Mann zu einem Schäfer und fragte diesen: Was gibst du mir, wenn ich dir genau sagen kann, wieviele Schafe du in deiner Herde besitzest? Der Schäfer war grossügig und offerierte dem Fremden ein Schaf seiner Wahl, sofern er die Zahl exakt treffe. Nun, der Fremde nannte die Zahl: 674 Schafe. Exakt, sagte der Schäfer, suche dir ein schönes Tier aus! Bevor der Fremde ging, forderte der Schäfer den Mann heraus: Wenn ich deinen Beruf nennen kann, erhalte ich dann das Tier wieder zurück? Der Fremede war einverstanden. Unternehmensberater, sagte der Schäfer selbstsicher. Warum weisst du das? staunte der Fremde. Nun drei Sachen gehören zu deinem Beruf: Du kommst, ohne dass ich dich darum gebeten habe, gibst eine Auskunft, die kein Mensch brauchen kann und weisst nicht Bescheid über das Gebiet, das du berätst, denn das „Schaf, das du ausgesucht hast ist mein Schäferhund…
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@AdrianHerrliche Geschichte….! Soll ich einen „Verband der beratungsgeschädigten Bauern“ gründen? Nur so als „Übergangslösung“.Liebe GrüsseRB
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