AUSWANDERERBLOG

Die Schweiz hat keinen guten Ruf

Posted in Politik by ruedibaumann on Juni 2, 2010

Wir sind jetzt bald seit zehn Jahren Auslandschweizer, seit vier Jahren Doppelbürger und wir verfolgen mit einigem Interesse die politische Entwicklung in den beiden Ländern. Dabei stellen wir mit wachsender Besorgnis fest, dass der Ruf der Alpenrepublik immer mehr leidet.
Die Schweiz gilt zunehmend als Sonderling, als Profiteur auf Kosten anderer Staaten, als isolierter Hort der Superreichen und als teures Touristenland. Die rassistischen Abstimmungsplakate und die Hetze gewisser Leute gegen alles Fremde schaden dem Ansehen des Landes zunehmend.
Gut, man kann auch feststellen, das die Schweiz immer weniger wahrgenommen wird und wenn ausnahmsweise doch, dann eher negativ.
In französischen Medien werden die Länder der EU praktisch täglich einander gegenübergestellt und grafische Vergleiche gezogen: Ratings und aufschlussreiche Statistiken über das Sozialwesen, das Bildungswesen, die Bevölkerungstruktur, die wirtschaftliche Entwicklung, den Umweltschutz, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit usw. usf.. Im Herzen Europas ist leider im wahrsten Sinne des Wortes regelmässig nur ein schwarzes Loch! La Suisse n’éxiste pas!

Die Abschottung des Landes gegenüber der Europäischen Union schadet der Schweiz. Die Volksabstimmungen zu völkerrechtswidrigen Forderungen (Minarettinitiative, Ausschaffungsinitiative) sind Ausdruck einer verunsicherten, egoistischen, ja zunehmend rassistischen Nation.
Die früher viel gelobten direktdemokratischen Einflussmöglichkeiten der Bevölkerung auf die Politik des Landes werden durch die unkontrollierten, intransparenten Geldflüsse in das Gegenteil umgekehrt. Wirtschaft und Banken schmieren und salben rechte Parteien und Abstimmungskomitees seit Jahrzehnten mit Millionenbeiträgen und gewinnen damit praktisch jede Abstimmung, sei’s im Parlament oder an der Urne. Es gibt auf der ganzen Welt keine halbwegs glaubwürdige Demokratie, in der undeklarierte Geldmittel die Politik in diesem Ausmass beeinflussen!
Die rechtsnationalistische Hetze, geschürt mit plakativem Grossaufwand ist seit Jahren das Markenzeichen der SVP und ihres milliardenschweren Vordenkers und Geldgebers. Inzwischen ist diese frühere, kleine Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei zur grössten Volkspartei der Schweiz geworden, notabene mit zweit- und drittklassigem Politpersonal.

Es ist kein Wunder, dass die Schweiz keine Freunde mehr hat.

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  1. Avatar von Unbekannt Petra Wagner said, on Juni 2, 2010 at 4:36 pm

    Es kommt eben nur wer gegen den Strom schwimmt zur Quelle :-)Es ist nicht immer so, dass der grosse Haufen Recht hat. Riesenreiche hatten in der Geschichte der Menschheit nie Bestand.Ich bin wirklich gerne in diesem kleinen Land CH, welches von aussen als sehr sicher wahrgenommen wird.Und wer kennt, wie heute in den Redaktionen gearbeitet wird, kommt ziemlich rasch zum Schluss, dass die Medien vor allem eines gut können: Abschreiben, Kopieren, übernehmen. Ein Tor, wer blindlings den Medien glaubt.Kein Grund zur Beunruhigung also lieber RB.

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  2. Avatar von Unbekannt tobi said, on Juni 2, 2010 at 10:25 pm

    Die Stärke der Rechten ist aktuell leider auch eine Schwäche der Linken. Mit Geld alleine gewinnt man trotz allem (noch) keine Abstimmungen in unserem Land. Was mir in meiner täglichen Arbeit am meisten auffällt, ist die überaus gewiefte und bestens an das aktuelle Umfeld angepasste Kommunikationsstrategie einer SVP, der andere Parteien inzwischen eher unbeholfen nachzueifern versuchen.Wer bereit ist, seine Inhalte der Form und letztlich der Durchschlagskraft der Kommunikation unterzuordnen, kommt derzeit leider weiter damit. Die Frage ist halt, ob man sich auf dieses Spiel einlassen will. Der Versuch, die entsprechenden Regeln zu verändern, ist aber ungleich schwieriger.

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  3. Avatar von Sergio Sardella Sergio Sardella said, on Juni 4, 2010 at 3:54 pm

    Bonjour en France!Links oder Rechts? Die Extreme berühren sich immer wieder.Jedes Volk oder Land hat es im Endeffekt selber in der Hand. Der Spruch: „jedem die Regierung die er verdient“ ist nicht so verkehrt.In Ländern, wo die Demokratie und deren Werte gebetmühlenartig hervorgehoben werden, kann man seine Regierung selber wählen, in dem man an die Urne geht und seine Rechte wahrnimmt.Wenn in Ländern wie Ungarn, Italien oder auch in der Schweiz Verschiebungen nach Rechts wahrgenommen werden, dann bleibt nur noch eines zu sagen:“Die Demokratie ist eben die Diktatur der Mehrheit“ und wer nicht wählen geht, muss im Nachhinein sich nicht lamentieren…Nun ja, das „unreligiöse“ Frankreich hat ja mit dem Burka-Verbot auch nicht gerade viel Lob geerntet.C’est la vie und die Kugel dreht sich trotzdem weiter.Als eingebürgerter Agglo-Secondo mit EU-Pass und CH-identität, Blogger und Comedian lebe ich schliesslich ein Stück weit von den Krisen und der täglichen Realsatire in Absurdistan ;-)Gruss aus EmmenBRONX & „Wenn höt ned schpensch, denn schpensch!“

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  4. Avatar von Unbekannt Irena Klein said, on Juni 10, 2010 at 12:08 pm

    Mon Dieu, ich kanns wirklich nicht mehr hören – gebetsmühlenartig wird gedreht was wir alle schon hundertmal gehört haben…… Wer profitiert denn da von wem?? Ueberall sind Schwachstellen im System, nicht nur in der Schweiz. Ich selber hätte liebend gerne einen Europass weil ich viel unterwegs bin und tatsächlich einiges in der EU besser/eleganter gehandhabt wird . Aber nicht nur!!!! Ich habe 7 Jahre lang in Deutschland gelebt und könnte Ihnen, lieber RB, einige Absurditäten erzählen. Und Italien. Ist da wirklich alles besser????Vielen ist halt der kleine Fleck CH ein Dorn im Auge – Eigenständigkeit ist eine auslaufende Qualität….. Trotzdem ganz liebe Grüsse nach belle douce France! Irena K.

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