AUSWANDERERBLOG

Patenschaft

Posted in Politik by ruedibaumann on Februar 11, 2007

Jedermann und jede Frau kann in Frankreich für das Amt des Staatspräsidenten(in) kandidieren…. vorausgesetzt man findet 500 Göttis und Gotten! Um sich um das hohe Amt zu bewerben braucht man keine Partei im Rücken (man kann sogar der eigenen Partei in den Rücken fallen…) wenn die Sache mit der Patenschaft (parrainage) gelingt! 48’000 Gewählte (élus), Gemeindepräsidenten (maire), Abgeordnete usw. sind berechtigt einem Kandidaten(in) als Gotte oder Götti beizustehen.
Diese Göttis zu gewinnen ist zunehmend ein schwieriges Unterfangen, weil die parrainage transparent und öffentlich sichtbar ist. Der arme Maire einer kleinen Gemeinde muss dann seinen Mitbürgern erklären können, warum er bereit war, diesen oder jenen links- oder rechtsextremen Kandidaten zu „parrainer“. Dem dörflichen Frieden zuliebe verzichten viele Berechtigte auf ihr Vorrecht…. Das führt allerdings dazu, dass selbst bekannte Politgrössen wie LePen oder José Bové grösste Mühe bekunden, genügend Göttis aufzutreiben!
Das Ganze kann auch zu einer Art falschem Pokerspiel ausarten: Weil tendenziell der rechtsextreme LePen dem rechten Topkandidaten Sarkozy Stimmen wegnehmen wird, werden sozialistische Maires LePen „beistehen“ und bürgerliche Elus werden als Götti für den während den Wahlen wahrscheinlich im Gefängnis steckenden Maismäher Bové amtieren, nur um damit Ségolène Royale zu schaden….
2002 sind insgesamt 16 Leute zum ersten Wahlgang angetreten. Im zweiten, entscheidenden Wahlgang werden sich nur die zwei Bestplazierten gegenüberstehen.