Klimaplan der Grünen
Bereich LANDWIRTSCHAFT UND ERNÄHRUNG
Zwischenziel Land- und Ernährungswirtschaft: Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2040.
In der Schweiz stammen 14 % der direkten Treibhausgasemissionen aus der land- und forstwirtschaftlichen Produktion, drei Viertel davon aus der Viehhaltung und dem Einsatz von Hofdünger.14 Die gesamte Lebensmittelindustrie emittiert rund 12 Millionen Tonnen CO2- Äquivalente, die Hälfte davon im Ausland. Zwei Drittel der damit verbundenen Emissionen werden im Ausland emittiert für die Produktion von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln für den menschlichen und tierischen Verzehr, durch die Abholzung von Wäldern im Zusammenhang mit der Schaffung neuer landwirtschaftlicher Flächen (Palmöl, Soja, Rindfleisch etc.), durch die fossile Energie, die für die Verarbeitung und den Transport von hochverarbeiteten Lebensmitteln und Lebensmittelkomponenten benötigt wird, sowie für die Produktion von Betriebsmitteln für die intensive Landwirtschaft (Pflanzenschutz- und Düngemittel) etc. Die bedeutendsten Emissionen im Inland sind die Nutztierhaltung (3,3 Millionen Tonnen CO2), die Hofdüngerbewirtschaftung (1,2 Millionen) und die landwirtschaftlichen Böden (1,6 Millionen).
Eine grüne Land- und Ernährungswirtschaft beginnt bei der drastischen Reduktion der Verschwendung von Lebensmitteln, welche weltweit zu den wichtigsten Klimabelastungen gehört. Weiter sind Produktion und Konsum von tierischen Lebensmitteln stark zu reduzieren und gleichzeitig die biologische Landwirtschaft auszubauen.
Oft wird der Biolandbau dafür kritisiert, dass er aufgrund der tieferen Erträge mehr Land benötigt und deshalb eine negative Klimabilanz habe. Doch die Biolandwirtschaft hat entscheidende Vorteile, welche oft vergessen gehen. Die bessere Klimabilanz von Bio- Produkten beruht auf dem Verzicht auf leicht lösliche Mineraldünger. Dies reduziert die Treibhausgasemissionen, da zu deren Herstellung viel Energie benötigt wird. Zudem verursacht der Mineraldüngereinsatz deutlich höhere Lachgas (N2O)-Emissionen als organische Dünger. Durch den Einsatz von organischem Dünger haben Bio-Ackerböden einen höhere Humusgehalt und binden daher im Vergleich zu konventionell bewirtschafteten Böden grössere Mengen an CO2. Dies ist vielfach wissenschaftlich nachgewiesen. Bio als Produktionssystem bietet vernetzte Lösungen. Darüber hinaus verursacht die Produktion von synthetischen Pestiziden, auf der auch die konventionelle Landwirtschaft basiert, erhebliche Mengen an CO2-Emissionen.
Zudem gilt im Biolandbau die Devise «feed no food» bei den Wiederkäuern. Das bedeutet eine konsequente graslandbasierte Fütterung und der Verzicht auf Kraftfutter. Eine standortangepasste Milch- und Fleischproduktion ergibt im Grasland Schweiz Sinn. Gras kann mit Wiederkäuern in wertvolles Eiweiss umgewandelt werden. Zudem ist das Dauergrünland (insbesondere die Weiden) ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Durch den Verzicht auf importiertes Kraftfutter (insbesondere Soja) werden Umweltschäden in anderen Ländern und die Abholzung von Urwäldern (Primärwäldern) vermieden.
Die wichtigsten Massnahmen sind:
- ● Umsetzen des Klima-Sektorziels für die Land- und Ernährungswirtschaft15 durch die Förderung einer bodenschonenden und humusaufbauenden Landwirtschaft (z.B. pfluglose Bodenbearbeitung), des Mischkulturenanbaus und des Einsatzes von Pflanzenkohle.
- ● Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Land- und Ernährungswirtschaft gegenüber den Folgen der globalen Erwärmung.
- ● Aktionsplan Bioland Schweiz: Die Land- und Ernährungswirtschaft in der Schweiz soll bis 2050 vollständig auf nachhaltige Produktionssysteme umgestellt werden. Bis 2030 soll ein Zwischenziel von 40 % Bio (EU: 25% Bio) erreicht werden. Zur Förderung des Absatzes sollen öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Kitas, Verwaltung, Armee usw.) im Rahmen des revidierten Beschaffungsrechts bis 2030 für die Verpflegung einen möglichst hohen Anteil an regionalen Bioprodukten verwenden.
- ● Feed no Food: Stärkung der pflanzlichen Produktion und jährlich steigende Verlagerungen der Direktzahlungen von tierischer zu pflanzlicher Produktion bis 2030. Weiter sollen kraftfutterfreie (graslandbasierte) Produktionssysteme stärker gefördert werden.
- ● Umsetzen eines Massnahmenplans zur Reduktion des Fleischkonsums.16 Als Alternative sollen die Entwicklung und die Produktion von pflanzlichen Proteinen stärker gefördert werden.17
- ● Minimierung der Lebensmittelverluste auf dem Acker, in der Verarbeitung, im Handel und in den individuellen Haushalten. Food Waste soll bis 2030 um 70 % reduziert werden (dazu soll in der AP22+ ein Absenkpfad festgelegt werden). Ein wichtiges Element ist dabei auch die Verwertung der ganzen Tiere beim Fleischverzehr (Nose to Tail).
- ● Die Agrarforstwirtschaft fördern
- 15 Siehe Postulat Maya Graf: www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20193385
16 Siehe Motion Kilian Baumann: www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20203653 - 17 Siehe Motion Kilian Baumann: www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=2020329924
- ● Die Produktion erneuerbarer Energie (Solardächer und Biogasanlagen) in der Land- und Ernährungswirtschaft soll gezielt gefördert werden. Beschleunigt werden soll auch die Verbesserung der Energieeffizienz im Bereich Elektromobilität, fossilfreie Heizsysteme (zum Beispiel Abwärme, Wärmepumpen, Solarenergie etc. für Gewächshäuser)18 und der Verlagerung von Lebensmitteltransporten von Strasse und Luft auf Wasser und Schiene.
- ● Schutz der Urwälder (Primärwälder): Die Schweiz soll eine internationale Initiative zum Schutz der noch verbleibenden weltweiten Primärwälder anregen und in den betroffenen Ländern wirtschaftliche Alternativen zu Abholzung und Intensivlandwirtschaft unterstützen.

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