Urbaner Aufbruch, Niedergang der Dorfkultur
Kolumne im Bieler Tagblatt vom 12. Juli 2018
In den letzten Jahren haben wir oft unsere Kinder, Grosskinder und Freunde in der Schweiz besucht und dabei ist uns immer wieder aufgefallen, wie sehr sich das Land in den letzten zwanzig Jahren verändert hat. Vielleicht entwickelt man in der Fremde eine besondere Sensibilität für Land und Leute, für bauliche Landschaftsveränderungen, Stimmungen und die Art des Zusammenlebens und man sieht als Auslandschweizer die Veränderungen in der alten Heimat besser als diejenigen, die immer da leben.
Uns scheint, dass ein urbaner Aufbruch stattfindet. Junge Familien zieht es zurück in die Stad, wo Plätze und Strassen wieder zum öffentlichen Raum werden, seit der Moloch Autoverkehr zurückgedrängt wird. Die Städte und Agglomerationen werden fussgänger- und velofreundlicher! Tempo 30 und Spielstrassen werten das Stadtleben auf. Die roten Stühle auf dem Münsterplatz in Bern, die Renaturierung der Schüss in Biel mit Spiel- und Begegnungsstätten, die See- und Flussufergestaltung an diversen Orten sind nur einige Beispiele eines urbanen Aufbruchs hin zu lebenswerten Städten! Kein Wunder, dass der projektierte Autobahn-Westast in Biel auf erbitterten Widerstand der betroffenen Bevölkerung stösst. Man ist in den Städten erfreulicherweise nicht mehr bereit, die Lebensqualität dem privaten Autoverkehr unterzuordnen!
Weit weniger erfreulich sehen wir die Entwicklung auf dem Land, in den einst so pitoresken und hablichen Dörfern. Es begann mit den Strassenverbreiterungen. Schöne alte Häuser mussten weichen und wurden durch gesichtslose Zweckbauten ersetzt. Der „Bären“ wurde abgerissen, das „Rössli“ zweckentfremdet, der „Ochsen“ in ein Schikimicki-Restaurant oder ein Take-away umgestaltet. Begegnungsorte fehlen zunehmend, Dörfer werden zum anonymen Siedlungsbrei und zu Schlafstädten. Schulwege sind kaum gesichert, der Autoverkehr hat Priorität!
Gewisse alte Dorfzentren sind heute an baulicher Hässlichkeit kaum mehr zu überbieten! Die Dorfvereine leiden an Überalterung und Mitgliederschwund. Politische Parteien serbeln, viele kleine Gemeinden haben Mühe, geeignetes Personal für ihre Behörden zu finden. Niedergang der Dorfkultur?
Warum ist das so? Hängt es mit den politischen Mehrheitsverhältnissen zusammen? Städte in der Schweiz sind inzwischen praktisch ausnahmslos rot-grün dominiert,
Dörfer und ländliche Gemeinden hingegen oft konservativ und rechtsbürgerlich. Die Landbevölkerung stimmt mehrheitlich militärfreundlich aber fremdenfeindlich.
Oder sind all das nur falsche Eindrücke von schweizkritischen Doppelbürgern?
Ruedi und Stephanie Baumann
Ob das mit der Politik zusammenhängt bezweifle ich. In Tirol ist politisch fast alles konservativ, aber die Phänomene gibts auch bei uns. Vor allem der Abwanderung vom Land in die Stadt. Meist sind es junge Menschen, weil sie bessere Arbeitschancen in der Stadt haben und bessere Möglichkeiten für die Kinderbetreuung. Es findet am Land ein Überalterungsprozess statt. Es werden in dreißig Jahren ganze Dörfer ausgestorben sein. Vielleicht liegt es einfach am Geburtenrückgang?
LikeLike
Eben gerade weil die Dörfer rechtsbürgerlich regiert werden, sterben sie aus oder werden dem Autoverkehr geopfert! Das ist Politik! Leider!
LikeLike
tja,die andere seite wäre auch nicht besser.links,bürgerlich,liberal,konservativ…
in der politik ist jeder sich selbst der nächste!
ich habe mich auch mal kommunal intressiert,für mich ist dieses thema erldigt.
politik ist teil des problems und nicht die lösung.sie sind ein gutes beispiel,als güner auswandern und ihre partei schwafelt was von 10 milionen schweiz ,kein problem.
MFG. Tschanz
ps:überlege mir das auswandern,so auf ihren blog gestossen.
LikeLike