AUSWANDERERBLOG

Wurzeln, racines, roots (mütterlicherseits)

Posted in Patrimoine et architectures by ruedibaumann on Januar 20, 2014

Ich bin in den Wintermonaten 2007 meinen Wurzeln (väterlicherseits) etwas nachgegangen.
Dank einer Recherche der bernischen Denkmalpflege über historische Bauten in Suberg kann ich nun auch über meine Ahnen und Urahnen mütterlicherseits etwas ausführlicher berichten.

Dabei beschränke ich mich auf das Bauerndorf Suberg, das inzwischen dank dem Dokufilm „Zum Beispiel Suberg“ schon so etwas wie nationale Bekanntheit erlangt hat.


Plan Suberg 1850

Ich gehe aus vom Chorrichter und Pintenwirt Bendicht Hänni, der seinen Gutsbesitz bei seinem Tod 1826 den beiden Söhnen vermacht hat (die 5 Töchter gingen offenbar leer aus).
Der eine Sohn erhielt die Mühle, der andere damals noch minderjährig (Johannes Hänni, 1810-1864) die Pinte und den Gutsbetrieb.

Um 1830 errichtet Johannes Hänni hinter der alten Pinte den Wohnstock Inselmatt, den eigentlichen Grundstein der heutigen Inselmatt.


Hof Inselmatt um 1960

1839 baut er eine neue Pintenwirtschaft an der Bernstrasse (heute Goldener Krug).

1852 wird die alte strohbedeckte Pinte abgerissen und an deren Stelle eine Scheune erstellt (heute Bodenlabor Hauert).

1864 stirbt Johannes Hänni. Es kommt zur Teilung zwischen den zwei Söhnen. Der jüngere Sohn erhält das Wohnhaus mit Pinte (heute Krug), der ältere Johann Hänni den neu gebauten Wohnstock Inselmatt und 9 Hektaren Land.

Johann Hänni-Gygi erweitert 1864 den Wohnstock zu einem Bauernhaus das fortan als Landwirtschaftsbetrieb Inselmatt geführt wird.

Seit genau 150 Jahren wird somit auf der Inselmatt gebauert!

Johann Hänni-Gygi stirbt jung (1830-1867 bzw. 1887, die Quellen widersprechen sich), so dass seine Witwe Magdalena (29 jährig) plötzlich mit ihrer 5 jährigen Tochter Maria Magdalena allein für den Hof verantwortlich ist.

Zudem ist das Heimet stark verschuldet (Pfandbrief Obligation Zieglerspital Bern).

1884 heiratet Maria Magdalena Simon Röthlisberger von Langnau, Käsermeister in Kosthofen und sie bauern fortan auf der Inselmatt.
1889 wird ihnen Otto Röthlisberger (mein Grossvater) geboren nachdem ein erster Sohn kurz nach der Geburt gestorben ist.

1908 können sie die hohe Pfandobligation an das Zieglerspital zurückzahlen und später auch kleinere Landkäufe tätigen.

Otto Röthlisberger heiratet 1918 Lina Hauser, aufgewachsen bei ihrer Tante Elise Arn, Hutmacherin in Grossaffoltern. Lina Hauser bringt eine kleine Waldparzelle mit in die Ehe.

1. Dezember 1918, Geburt ihrer Tochter Lina Frieda Röthlisberger (meine Mutter).

Nach dem Tod seiner Eltern (1921 bzw. 1923) kann Alleinerbe Otto Röthlisberger den Inselmatthof übernehmen.

Einzelkind Tochter Lina Röthlisberger heiratet 1945 Rudolf Friederich Traugott Baumann (mein Vater) vom nahe gelegenen Kleinbetrieb Post Suberg. Meine Eltern bleiben praktisch zeitlebens Pächter auf der Inselmatt. Durch Zupacht des elterlichen Kleinbetriebes kann kann der Hof etwas vergrössert werden.
Meine Geschwister und ich werden geboren (Kurt* 1946, Ruedi *1947, Ruth *1950).

1972 stirbt Otto Röthlisberger und 1975 viel zu früh mein Vater Rudolf Baumann.

Wir (Stephanie und Ruedi Baumann-Bieri) übernehmen den Hof käuflich und sanieren in den nächsten Jahren sowohl den Wohn- wie den Ökonomieteil des Bauernhauses.
Wir bauern auf der Inselmatt von 1975 bis 2001.

In dieser Zeit wurde der Betrieb durch eine umfassende Güterzusammenlegung (Gesamtmelioration Grossaffoltern) arrondiert und wir konnten auch kleinere Landkäufe tätigen, u.a. Zukauf der alten Oele am Gewerbekanal. 2001 wandern wir nach Südwest Frankreich aus auf den Hof La Oueyte.

Wir verkaufen die Inselmatt unserem jüngeren Sohn Kilian Baumann (*1980) und die alte Oele dem älteren Sohn Simon Baumann (*1979).
Seither bauert Kilian zusammen mit Bettina Roder auf der Inselmatt und Simon hat zusammen mit Kathrin Gschwend in der alten Oele ein Filmatelier eingerichtet.

Fast 200 Jahre Hof- und Familiengeschichte, mit Verästelungen und Verwandtschaften die viel Raum für das Nachdenken über frühere Zeiten offenlassen. Spannende Arbeit an den eigenen Wurzeln…