AUSWANDERERBLOG

Bauernpolitik

Posted in Politik by ruedibaumann on Januar 5, 2007

In Frankreich sind wir in einem Wahljahr. Im April/Mai sind die alles andere in den Schatten stellenden Präsidentschaftswahlen. Im Juni folgen die Parlamentswahlen. Und bereits jetzt im Januar können die Bauern und Bäuerinnen ihre Gewerkschaften (syndicat) wählen. Anders als in der Schweiz haben alle Bauern und Bäuerinnen (auch AusländerInnen) hier das Recht, schriftlich eine zur Wahl stehende Bauernvertretung (Gewerkschaft) zu wählen.
Im wesentlichen stehen für diese Elections aux Chambres d’agriculture drei Bauernverbände zur Auswahl:

1. FNSEA (Féderation national dés société agricole)
Entspricht etwa dem Schweizerischen Bauernverband. Gut bürgerliche Gesinnung. Stehen für eine produzierende (industrielle) Landwirtschaft ein. Gelten als Vertreter der grossen Ackerbaubetriebe. Haben nichts gegen Gentechnologie einzuwenden und haben wenig übrig für biologischen Landbau. Sind aktiv im Exportgewerbe und setzen sich für die Biocarburants ein. Ihre Jugendorganisation JA (Jeunes Agriculteurs) ist vor allem für die Demonstrationen und Aktionen zuständig.

2. Coordination rurale
Kleinere Gewerkschaft. Sind gegen WTO und gegen die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (PAC). Wollen höhere Preise und keine Direktzahlungen. Ihnen wird vorgeworfen, es sei einfach gegen alles zu sein, ohne selber Verantwortung zu übernehmen.

3. Confédération Paysanne
Linke, antiliberale Kleinbauerngewerkschaft. Sind aktiv gegen Gentechfood und GVO. Haben viel Medienpräsenz mit ihren OGM-Mais-Mäh-Aktionen. José Bové, ihr früherer Sekretär wollte zusammen mit den Kommunisten in den Präsidentschaftswahlkampf ziehen.
Stehen ein für bäuerliche, biologische Landwirtschaft. Haben viel Unterstützung in städtischen Kreisen.

Positionen der drei Gewerkschaften (aus Sicht der Coodination rurale) Klicken!

Vergleich zur Schweiz:
Die Wahl der Bauernvertreter ist demokratischer als in der Schweiz! Es gibt eine schriftliche Wahl in ganz Frankreich. In der Schweiz werden die regionalen Bauernverbände sehr unterschiedlich bestellt. Faktisch gibt es eine Zwangsmitgliedschaft bein (Gross-) Bauernverband. Einzige Alternative in der Schweiz ist die rührige Kleinbauernorganisation (VKMB). Es gibt keine nationalen, demokratisch organisierten Wahlen. Nichtmitglieder des Bauernverbandes werden diskriminiert. Der Schweizerische Bauernverband ist ein Verband von Interessenorganisationen (Milch, Fleisch, Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben usw.) Die Linken und Grünen haben im Bauernverband nichts zu sagen.

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